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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 554
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Offenburger Vorfällen keine Notiz genommen wird. Dagegen findet sich
immer noch der Hinweis, daß der Aufstand in Baden mit den nichtbadi-
schen Ersatzbataillonen 171 und 172 begonnen habe, da doch wiederum
Badener — erinnert sei an den Karlsruher Matrosen Schehr und den Offenburger
Hermann Lamm —, an den Ereignissen an der Küste beteiligt waren,
wie ja schließlich überhaupt bei der Marine alle deutschen Stämme beteiligt
waren und bisher wohl niemand auf die Idee kam, aufständische Schiffsbesatzungen
landsmannschaftlich zu klassifizieren.

Kommunistische Gesellschaftsordnung: ein christliches Ideal

In seinen November-Betrachtungen 1918 erwartete Monsch von der geistigen
Elite, besonders von den Professoren, den Lehrern und Lehrerinnen,
daß sie es in der herrschenden freien, großen Zeit des Umlernens für ihre
heilige Pflicht hielten, die einschlägige Literatur des Sozialismus, z. B. Bebel
und Marx, des Kommunismus, Lenin und Trotzki, ja auch die Lehren
der Anarchisten, z. B. Fürst Bakunin, zu studieren und wissenschaftlich zu
prüfen. Es sei empörend, wie Volksbildner über politische Parteien auf
Grund ihrer Unbelesenheit und Unwissenheit krakeelten. während doch gerade
Lehrer und Lehrerinnen politisch unterrichtet sein müßten. Ebenso
wie die Pädagogen sollten aber auch die Geistlichen und die Gläubigen aller
Kirchen und Sekten ihren unmotivierten Haß gegen die kommunistischsozialistische
Lehre aufgeben, denn der Sozialismus bekämpfe in keiner
Weise die vorhandenen Religionen, sondern sei nur bestrebt, daß alle
pflichtgetreuen Menschen schon auf Erden sich eines menschenwürdigen
Daseins erfreuen können. Die Freuden des Jenseits zu erringen, sei eine
spezifische Aufgabe der Kirchen. Doch bestehe die historische Tatsache,
daß der Stifter des echten Christentums für alle Menschen ein glückliches
Dasein auch auf Erden erstrebte. Er haßte die private Gier nach Geld und
Eigentum mit glühender Seele. Seine hierfür geprägten Aussprüche seien
drastisch, klar und deutlich: ,,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst", „Wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat", ,,Es ist
leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins
Reich Gottes kommt". Wie die Worte, so zeugten auch Leben und Taten von
Jesus Christus, daß die kommunistische Gesellschaftsordnung sein Ideal,
seine Staatsverfassungsidee war. Er hatte mit seinen Jüngern gemeinsames
Eigentum, gleiche Pflichten, gleiche Rechte. Diese reine Lehre Christi
befolgten die ersten Christen 300 Jahre lang, bis endlich herrschsüchtige,
gierige Egoisten sich als Usurpatoren über die Massen erhoben, die Brüderlichkeit
in Herren und Knechte umwandelten und die edle, heilige Lehre
Christi verwässerten und verfälschten. Klöster und Herrenhuter zeugten
noch heute, aber ebenfalls ganz unecht, von den kommunistischen Prinzipien
des Erlösers.

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