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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 558
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23. eine allgemeine Wählerversammlung in der Michelhalle" ab, in der
Monsch über „Die Sozialdemokratie auf dem Rathaus" sprach und dabei
einen Rückblick auf ihre Tätigkeit seit 30 Jahren gab. Mit ihm als Spitzenkandidat
konnten die Unabhängigen ihren Stimmenanteil von 5,2 % bei der
Wahl zur badischen Nationalversammlung auf 12,3 % steigern und 10 Sitze
erobern, während die Mehrheitssozialdemokraten einen entsprechenden
Verlust hinnehmen mußten und nur 15 Sitze gewannen. Bei der Neuwahl der
Stadträte am 4. Juni zog Monsch zusammen mit Albert Steiner für die
U.S.R wieder in den Stadtrat ein.

In seinen mit einem Vorwort vom 1. Juni 1919 versehenen „Gedanken über
eine sozialistische-kommunistische Staatseinrichtung" ging er erneut kritisch
auf Noske ein, der sich hochmütiger und brutaler als ein Junker aufführe
und den Militarismus durch Anwerbung von Söldlingen wieder belebe
; dadurch verschaffe er all den Tausenden, jetzt stellenlosen noblen Offizieren
und Säbelrasslern wieder eine süperbe Existenz. Leute solcher sozialistischen
Richtungen wollten, wie in Frankreich, alle idealen Endziele
beseitigen und die niedrigsten Augenblicksinteressen als das Bedeutendste
angesehen wissen. Freilich, ihrem Strebertum sei das Anschmusen an die
bürgerlichen Parteien, das immense Ministergehalt, das sie vormals bekämpften
, und sonstige Vorteile begehrenswerter als die Eroberung einer
sozialen, gerechten Zukunft. Mit diesen Männern sei eine Einigung undenkbar
, sie müßten vorher verschwinden.

4. 6.: Monsch und Schimpf sprechen vom Rathausbalkon

Der gemeinsamen Demonstration am l. Mai folgte am 4. Juni eine Kundgebung
des werktätigen Volkes, vorbereitet vom Vollzugsausschuß des Arbeiterrates
, von den freien Gewerkschaften und den beiden sozialdemokratischen
Parteien. Der Protest richtete sich gegen die unhaltbaren Zustände
bei der Nahrungsmittelversorgung. Nachdem namens des Arbeiterrates A.
Geck und P. Haberer nachmittags in der landwirtschaftlichen Halle einen
Katalog von 9 Forderungen vorgetragen hatten, formierte sich ein Demonstrationszug
von Tausenden zum Marsch vor das Rathaus und Bezirksamt.
Da im Rathaus der Oberbürgermeister abwesend war, mußten seine beiden
Vertreter Schimpf und Monsch mit einer Abordnung verhandeln. Weil die
Verhandlungen sich länger hinzogen, wurde die wartende Volksmenge ungeduldig
, laute Rufe ertönten, und schließlich drangen etwa 20 Personen in
das Zimmer des Bürgermeisters ein und forderten, der Volksmasse endlich
Aufschluß zu geben. Monsch und Schimpf sprachen nun vom Balkon zu der
Menge und versicherten, daß die gestellten Forderungen bewilligt würden.
Hätte man, wie Monsch hinzufügte, von Kriegsbeginn an nach sozialdemokratischer
Forderung einen „völlig kommunistischen Lebensmittelbetrieb"
eingeführt, wäre der Krieg nicht verlorengegangen und dieser schändliche

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