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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 561
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Monsch auf die originelle Idee, den Zeitpunkt einer Hochzeit auf die erste
Jahresfeier des neuen Staatswesens zu legen, zu der Delegierte aus Rußland,
England, Frankreich, Amerika und Japan erschienen, um bei diesem Anlaß
dem Brautpaar Glückwünsche zu überbringen, wobei sie über die Situation
ihres Landes sprachen und sich über die Verhältnisse im neuen sozialistischen
Staat unterrichten ließen. So berichtete z. B. ein Bauer über die landwirtschaftlichen
Verhältnisse, ein Rektor über das Schulwesen oder ein
Künstler mit einem ellenlangen Sprechtext über die verfassungsmäßige Einrichtung
des neuen deutschen GleichheitsStaates.

Monsch, der selbst gerne ins Theater ging und Mitglied der Theaterkommission
war, hat sich offensichtlich vor der Abfassung nicht beraten lassen,
sondern erst das fertige Stück zur Einsicht vorgelegt. Eine bühnenwirksame
Umarbeitung hätte eine völlige Neufassung bedeutet, da die Rollen viel
zu groß geraten und von keinem Schauspieler zu bewältigen waren. Da
Monsch öfters die Gelegenheit erhielt, aus seinem Stück zu rezitieren, wurde
er sich bald bewußt, daß sein Zweck besser durch die Herausgabe als
Broschüre erreicht werden würde. Wenn es auch nicht gedruckt wurde, so
ändert das nichts an Monschs schöpferischer Leistung. Anscheinend hat
sich nur einmal eine Gruppe ernsthaft mit der Möglichkeit einer Aufführung
befaßt: der Dramatische Klub in Offenburg, der ihn zunächst zu einem
Rezitationsabend eingeladen hatte. Wenn dann aber der „alte Offeburger"
am 19.2. 1922 berichtete, daß der Klub, wie man höre, demnächst ein Tendenzdrama
von Monsch für den 1. Mai einstudieren wolle, so konnte das
höchstens als Ansporn gedacht sein.

Ohne Wimpernzucken hätten wir uns Moskau angeschlossen!

Mit 4,9 Millionen Stimmen war die USPD bei der Reichstagswahl am
6.6. 1920 nach der SPD zur zweitstärksten Partei im Reich geworden. Als
die Partei sich auf dem vom 12.—17. 10. 1920 in Halle tagenden Parteitag wegen
der Frage des Beitritts zur 3. kommunistischen Internationale, deren
Weltkongreß vom 19. 7. — 7. 8. 1920 in Moskau stattgefunden hatte, spaltete,
stimmten im Offenburger Ortsverein am 17. 10. 1920 54 % der 134 anwesenden
Mitglieder für die USPD (Linke); Monsch blieb bei der USP. Ein Beitritt
zur 3. Internationale war nur unter Annahme von 21 Bedingungen
möglich, „ohne diesen russischen Ukas der 21 Thesen wären wir alle heute
schon ohne jede Schwierigkeit Mitglied der 3. Internationale. Ohne diese
21 Thesen hätten wir uns alle, ohne mit der Wimper zu zucken, Moskau
angeschlossen. Ganz von selbst wäre dieser große Zusammenschluß, wären
die neuen Ideen zustandegekommen", schrieb Monsch. Die Thesen hätten
lediglich in allen Ländern zu Streit, Kampf, Gehässigkeit geführt; einzelne
Thesen verlangten förmlich Untertanengehorsam. Vieles hätte durch die
neuere Machtentfaltung der USPD in Bälde durchgesetzt werden können:

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