Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 566
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0566
Zahlung in Hotels, die Soldaten in Massenquartieren. Nach Beendigung des
Krieges war die Einquartierungskommission aufgelöst worden. Zunächst
übernahm Monsch als früherer Vorsitzender der Einquartierungskommission
zusammen mit Prof. Hefner die neue Aufgabe; für die Unterbringung
der Mannschaften wurden der Unionsaal, der Dreikönigsaal, die Michelhalle
und die Neue Pfalz beschlagnahmt. Es stellte sich aber bald heraus,
daß frz. Offiziere und Soldaten sich auf eigene Faust in Privathäusern einquartierten
, so daß eine erweiterte Kommission gebildet wurde mit den Vorsitzenden
Prof. Hefner, Monsch und Rechtsanwalt Dr. Krieg, von dem
Franz Huber berichtete: „Herr Dr. Krieg, der die juristischen Fragen in den
ersten Monaten der Besetzung bearbeitete, hatte sich aufgerieben und ist
schließlich unter der Last geistig und körperlich zusammengebrochen".24

Ersucht Colonel Altmayer um Schonung der Anlagen durch Offiziere

Passiver Widerstand gegen Anordnungen der Besatzungsmacht führten
prompt zu laufenden Verhaftungen, Ausweisungen, Verurteilungen. Als
Oberbürgermeister Holler eine Auskunft über die Familienangehörigen der
Ausgewiesenen verweigerte, wurde er am 28.2.1923 verhaftet und nach
Landau verbracht. Ein Kriegsgericht verurteilte ihn zu 6 Monaten Gefängnis
. Mit dem 2. Bürgermeister hatten die Franzosen ebenfalls kein Glück,
so wurde Dr. Bührer verhaftet und dann mit seiner Familie ausgewiesen.
In dieser Situation scheute Monsch sich nicht, die Interessen der Stadt ohne
Rücksicht auf seine eigene Person zu vertreten. Im März 1923 richtete er
an das Kommando der frz. Besatzungstruppen, Offenburg, folgendes
Schreiben: ,,Offenburg hat zur Erholung und Freude deren Bewohner und
der Fremden mit großem Kostenaufwand rings um die Stadt Anlagen und
Promenaden hergestellt und ist eifrigst bemüht, dieselben kunstgärtnerisch
zu pflegen. Nun wurde mir als Respizient der Anlagen schon des öfteren
und auch heute wieder vom Anlagenaufseher Klagen vorgetragen, daß frz.
Offiziere durch die Promenaden reiten, Autos, Tanks und sonstige militärische
Fuhrwerke durchfahren, wodurch Kinder und Erwachsene gefährdet
und die Wege ruiniert werden. Es ist in allen Ländern auch in Kriegszeiten
üblich, die betr. Vorschriften zur Schonung der Promenaden zu beachten
und ersuche diesem auch in Offenburg Geltung zu verschaffen." Seine
Belehrung und sein Ersuchen unterschrieb er schlicht mit „Der Resp.
Monsch".

Colonel R. Altmayer strich die letzten Zeilen an und schrieb seine Antwort
am 8. März 1923 auf das Original. Übersetzt: Unnütze Phrase. Wenn ich
davon Kenntnis gehabt hätte, bevor Sie mit mir in dieser Sache sprachen,
hätte ich Ihnen keine Genugtuung gewährt. Vermeiden Sie in Zukunft in Ihrer
Korrespondenz mit meinen Offizieren Phrasen dieser Art. Vermerk von
Monsch dazu: „Interessantes Schriftstück. Hätte mich beinahe ins frz. Gefängnis
gebracht. Hat aber doch gewirkt!"

566


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0566