Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 568
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0568
Monsch und Schimpf werden zu Repräsentanten der Stadt ernannt

Schon vor Verhaftung der beiden Bürgermeister war vereinbart worden, im
Falle einer solchen frz. Maßnahme die Stadträte Schimpf und Monsch als
Stellvertreter zu belassen, während den Franzosen gegenüber der Gesamtstadtrat
als Repräsentant auftreten solle und die beiden Stellvertreter angeblich
nur kleinere Angelegenheiten zu erledigen hätten. Nach der Verhaftung
der beiden Bürgermeister mußten Monsch und Schimpf im frz. Büro erscheinen
, wo sie vom Delegierten der interalliierten Rheinlandkommission
gefragt wurden, ob sie bereit seien, als Stellvertreter des Oberbürgermeisters
die frz. Befehle auszuführen. Beide verneinten die Frage energisch, da
Offenburg nach dem Versailler Vertrag zu Unrecht besetzt sei. Auf die frz.
Betonung, man gehe in Offenburg sehr schonend vor, wurde dargelegt, daß
das frz. Plakat, wonach alle Bewohner, die sich den frz. Anordnungen fügten
, frz. Schutz und Hilfe genießen würden, auf die städt. und staatlichen
Beamten und in der Bevölkerung empörend gewirkt habe, da damit Ehre
und Moral beseitigt würden. Schließlich verlangten die Franzosen von den
beiden wenigstens eine Erklärung, die Vermittlung zwischen der frz. Behörde
und der Einwohnerschaft zu übernehmen, wozu sie sich bereit erklärten
, sofern Ehre und Gefühl nicht tangiert würden. Die gleiche Prozedur
wurde in kürzerer Form vor dem General Michel wiederholt, worauf beide
entlassen wurden. Auf einer Sitzung des Stadtrates, des Stadtverordnetenvorstandes
und des Gemischtwirtschaftlichen Ausschusses am 1. März wurde
der Antrag des Stadtrates, nach der von ihm vorgeschlagenen Modalität
zu verfahren, d.h. keine Stellvertreter zu ernennen, einstimmig angenommen
. Diese Regelung konnte den Franzosen keineswegs behagen, schließlich
forderten sie energisch die Nominierung bestimmter verantwortlicher
Persönlichkeiten als offizielle Vertreter der Stadt. Platzkommandant
Oberstleutnant Cazaux lud auf Befehl des Kommandanten des Brückenkopfes
Kehl die 14 Mitglieder des Stadtrates für den 8. August 1923 auf die
Kommandantur vor, um dort eine Mitteilung des Verwaltungs-Delegierten
des Brückenkopfes Kehl in Empfang zu nehmen. Dort wurde ihnen eröffnet
, daß die Geduld des Kommandeurs zu Ende sei. Für den Fall, daß der
Stadtrat in einer halben Stunde nicht 2 oder 3 Mitglieder als Stellvertretung
des Oberbürgermeisters ernannt habe, würde der gesamte Stadtrat, den man
eingeschlossen hatte, verhaftet, samt den Familienangehörigen ausgewiesen
und ihr Mobiliar beschlagnahmt. Daraufhin einigte sich der Stadtrat rasch,
die bisherigen offiziösen Stellvertreter, die Räte Monsch und Hotelier Karl
Schimpf als offizielle Stadtoberhäupter zu benennen. Da der Sonnen-Wirt
nicht anwesend war, sprang Stadtrat Huber als Stellvertreter ein. Monsch
wurde beauftragt, das Ergebnis der Sitzung dem frz. Kommando mitzuteilen
. Die Vertretung, die bis dahin im Turnus mehrerer Stadträte stattgefunden
hatte, lag nun zunächst allein in den Händen von Monsch, da sich
Schimpf in der Sommerfrische befand. Auch dieser war mehr als ein Menschenalter
Stadtvater und besaß wie Monsch den Mut, in der schweren Notlage
das Risiko der offiziellen Verantwortung auf sich zu nehmen: ,,Weil

568


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0568