Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 570
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0570
herzlich bei Oberamtmann Schwörer bedankte und hinzufügte: ,,Es ist eine
zutreffende Tatsache, wir alten Kleinrentner sind materiell die schwerstbe-
troffenen Opfer des unseligen Krieges. Die überschwenglichste Phantasie
konnte nicht ahnen, daß eine Zeitepoche eintreten wird, in der ein tüchtiger
Arbeiter in jeder Arbeitsstunde sich so viel Verdienstes erfreuen kann, als
ein alter Rentner mit 100 — 200 000 Mark Kapital Jahreszinsen einzunehmen
hat. Er muß die äußerste Sparsamkeit üben, um sein Vermögen einigermaßen
zu erhalten, um nicht später der Staats-, der Gemeindehilfe zur
Last sein zu müssen. All dies Schwere bestimmt mich auch, Ihre Güte, die
einer humanen philanthropischen Denkungsart entspricht, dankbar anzunehmen
." Statt sich die nötigen Haushaltsgegenstände zu kaufen, ließ
Monsch den Betrag auf der Gengenbacher Sparkasse als Notgroschen stehen
. Aber für diesen Betrag hätte er sich schon zu dieser Zeit nicht einmal
einen Hund halten können, denn die staatliche Steuer für das Steuerjahr
1923/24 betrug 3 000 M., wobei gleichzeitig ein Gemeindezuschlag von
30000 M. zu entrichten war. Im September hätte er sich für die Zuwendung
nicht einmal ein Schwarzbrot von 1 500 Gramm für 2 500 000 Mark oder
einen Liter Vollmilch für 7200000 Mark leisten können! Aber der Verlust
der 30000 Mark war für ihn kaum der Rede wert, wenn er daran dachte,
daß er aus Liebe zu seiner Vaterstadt, die in den Jahren 1918/19/20 Geld aufnahm
für den Bau von Wohnungen, etwa 65 000 Goldmark und später noch
ca. 240000 Papiermark als Darlehen gegeben hatte. Monsch hat die Geldentwertung
zeitlebens nie verwunden und darauf verwiesen, daß diese Summen
, abgesehen von der unreellen Kurszeit, nicht fragwürdigen Kriegsgewinnen
entsprangen, sondern aus dem Verkauf seines Hotels zum „Rheinischen
Hof, das er 1876 gegründet und ausgebaut hatte, dem Verkauf seines
schönen Hauses in der Okenstraße, seines großen Wäschereianwesens, seiner
Reben, Wiesen und Felder in Schliengen und schließlich seines während
des 12jährigen Hotelbetriebes erworbenen Vermögens. Der Verkauf war töricht
, schrieb er später, aber wer hätte damals geglaubt, daß Geldanlagen
beim Deutschen Reich, beim badischen Staat, bei seiner reichen Vaterstadt
oder bei Sparkassen nicht felsenfeste, ehrenhafte Sicherheit biete! Immer
wieder entlud sich sein Zorn über die erfolgte Enteignung: „Die Menschheitsgeschichte
kennt keinen solchen Raub und Betrug. Staat und Gemeinden
, Banken und Sparkassen schüttelten ihre Schulden ab. Den Fürsten,
Generälen, Offizieren und hohen Staatsbeamten hat man ihre hohen Pensionen
, Gehälter, Schlösser und Güter im Goldwert belassen. Eine Musterrepublik
!"

,,Wo ist der Monsch? Hängt ihn auf!"

Die Freude über die gütige, ,,in so zarter Form gehaltene Zuschrift und Zuwendung
" des Oberamtmanns Schwörer hielt nicht lange an, und das nicht

570


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0570