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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 576
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sicherlich richtig, und er hatte sogar ein Manuskript für ein historisches
Freilichtspiel in der Schublade, das an die Legende von der heiligen Ursula,
der Schutzpatronin der Stadt anknüpfte. Ihrem Andenken widmete Franz
Burda die Ursula-Säule, die am 22. 10. 1961 eingeweiht wurde. Motiviert
wurde Monsch vielleicht durch den Aufsatz über die „Ursula" im „alt Of-
feburger" vom 5. 12. 1909. Nach der Legende rettete die Heilige die Stadt
durch ihr Erscheinen auf der Stadtmauer, als während des Dreißigjährigen
Krieges die Stadt auf Befehl des Herzogs Bernhard vom 14.7.1639 durch
nächtlichen Handstreich genommen werden sollte. In Monschs Festspiel erscheint
Ursula bei einem schwedischen Sturm auf dem Dach des Stadttores
und fordert die Anstürmenden zur Flucht auf; mit ihr erscheinen auf der
Stadtmauer etwa 20 Engel, die nach dem Rückzug der Feinde mit ihr
das Gloria in excelsis Deo singen.29 „Ursula" erlebte zum Leidwesen
Monschs das gleiche Schicksal wie die „Erlösung". Beide Stücke wurden
nie aufgeführt, aber nun nach 70 Jahren der Vergessenheit entrissen.

Auf Initiative von Monsch: Frauen im Armenrat

Seine Bestrebungen galten aber nicht nur der Hebung des Fremdenverkehrs,
Handels und der Industrie, des Handwerks und dem Arbeiterwohl, sondern
auch der Bildung, politischen Schulung und den politischen Rechten. In
diesem Sinne, so führte er einmal 1928 und auch später mit berechtigtem
Stolz aus, habe er vor vielen Jahren den Antrag im Stadtrat gestellt, daß
Frauen zunächst im Armenrat und in der Fürsorge als vollberechtigte Mitglieder
tätig sein sollten. In jener philiströsen Zeit habe sein Antrag nur
Heiterkeit erregt. Doch Oberbürgermeister Hermann, der stets gerne seine
Ideen protegierte, meinte, man könne den Vorschlag doch dem Ministerium
, wahrscheinlich auch mit einem Heiterkeitserfolg, vorlegen. Tatsächlich
wurde aber das Gesuch zur Überraschung aller genehmigt, und so kamen
alsbald Frauen in den Armen- und Fürsorgerat der Stadt. Als dies bekannt
wurde, legte ein Abgeordneter im Landtag Beschwerde ein, weil das Vorgehen
in Offenburg gegen alle gesetzlichen Bestimmungen verstoße. Resultat
einer heftigen Debatte sei eine positive Regelung gewesen, und so habe Offenburg
den Vorzug, die erste Stadt in Deutschland zu sein, die den Frauen
politische Rechte gewährte. Die Neuerung habe sich vorzüglich bewährt,
und nun habe sich die damals vermeintliche Utopie so weit verwirklicht,
daß die Frauen im Reichs- und Landtag säßen, ja selbst Reichspräsident
werden könnten; freilich müßten den emporstrebenden politische Bildung
wichtiger erscheinen als Toilette, Bubikopf und nichtiger Kaffeeklatsch.

Daß Monsch des öfteren ausdrücklich daraufhinwies, daß die Initiative hinsichtlich
der Frauen im Armenrat von ihm ausgegangen war, hatte einen
schwerwiegenden Grund. Adolf Geck hatte schon am 16. Mai 1906 in der
von Klara Zetkin redigierten „Gleichheit" in einem mit „A." gezeichneten

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