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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 580
(PDF, 143 MB)
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Schritt, aus der Partei auszutreten, nicht unternommen hätten, wie auch
Adolf nicht dem Bürgerausschuß und den Parteiberatungen entsagen sollte.
Welche Hoffnungen hatten wir vor 40 Jahren auf Völkerglück, Frieden,
soziales Schaffen und Wohlergehen; die Bedrückung, Egoismus und Not
sind schlimmer als in jener Zeit. Vielleicht bietet sich Gelegenheit, in Bälde
unsere Gegensätze auszugleichen. Inzwischen frdl. besten Gruß G.
Monsch."31

Marie Gecks Brief war also doch nicht ohne Wirkung geblieben, wenn auch
Monsch den Groll noch nicht überwunden hatte. Die Dinge lagen teilweise
weit zurück, denn mit der kränkenden Bemerkung ,,Peterle an allen Suppen
" kann nur eine Briefstelle im , .alt Offeburger" vom 7. 7. 1912 unter der
Rubrik ,,Ingloffeni Schriewes" gemeint sein. In jenem mit ,,x" gezeichneten
Bericht aus der Residenz erzählte der Schreiber: ,,Vor'm Rothus sieh i
Hofwäge un Lakaie schtehn; Herrschafte gehn d'groß Schtaffel nuff, vornuß
d'alt Großherzogi. Uff eimol sieh i au dr Landschtand Monsch nuffschtol-
ziere. Was isch denn do los? frog i so e Hoflakai. E Vortrag, sait 'r, wurd
im große Saal abghalte über Säuglingsschutz, Schnuller, Windle ezettra. —
Do mueß i grad nuß e Scholle lache un sag vor mir hin: Isch jetzt dr
Munsche-Jörg in dr Residenz au no Sachvrschtändiger wore üwer Bütschel-
kinder? Wart', wenn i ne antriff, dene Peterli an alle Suppe!"

Nach Monschs Brief vom 2. August ergab sich schneller als erwartet die
Gelegenheit zu einer kleinen Aussprache, denn Monsch und Marie Geck
trafen sich anläßlich der Beerdigung des Musikdirektors Karl Fink am 8. 8.
auf dem Friedhof, wo Marie Geck der Witwe Lina Fink beistand. 5 Tage
später verstarb Marie Geck. Die von ihr zwischen Monsch und ihrem Mann
angebahnte Versöhnung trug noch ihre Früchte. An ihrem Sterbetag schrieb
Monsch in seinem Beileidsbrief: ,,Mein lieber Adolf. Heute morgen
schrieb ich im Rathaus ein Konzept, in dem ich Deiner teuren lieben Frau
in Verehrung und Versöhnung u. polit. Wiederzusammenfinden gedachte;
es war, wie man mir sagte, dieselbe Zeit und Stunde, in der sie von uns
schied. Wie mich und meine Frau die schmerzlichste Nachricht erschütterte
, ist kaum zu sagen. Wir lasen ihren letzten Brief heute nochmals, und ich
erinnere mich ihrer schönen Worte, als wir uns beim Begräbnis des Herrn
Fink besprachen."

Wenn Monsch geschrieben hatte, daß sich vielleicht in Bälde die Möglichkeit
zur Bereinigung der Gegensätze ergeben werde, so hat er sicherlich an
den 26. August gedacht, dem Tag der Vollendung seines 80. Lebensjahres.
Tags zuvor brachte das ,,Offenburger Tageblatt" aus der Feder von Schubart
dem Jubilar eine große, prachtvolle, einfühlsame Laudatio, in welcher in
der Rückschau seine Lebensarbeit im Dienste der Bürgerschaft gewürdigt
und dabei auch daran erinnert wird, daß Monsch mit dem Oberbürgermeister
Hermann den Krankenhausneubau, den Neubau des Schlachthofes, die
Errichtung eines städtischen Elektrizitätswerkes und den Bau der städt. Bäder
in den Schulhäusern und die Errichtung des Frauenbades betrieb.

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