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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 611
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Damit war Dinter innerhalb des völkischen Lagers schnell zu einem Führer
in Wartestellung aufgestiegen und nicht wenige sahen in ihm hoffnungsvoll
dessen Einiger.46 In der Tat schien Dinter aus seinem Bekanntheitsgrad
denn auch zunächst Ansprüche auf Positionen innerhalb des völkischnationalistischen
Lagers ableiten zu können: seit 1919 repräsentierte er den
Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund mit47 und 1922 begründete er
die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP). Doch bereits Dimers zweiter
Roman .,Die Sünde wider den Geist" mit seiner abstrusen „Metaphysik
der Rassenlehre" löste merkliche Distanzierungen und kritische Stellungnahmen
aus dem eigenen politisch-weltanschaulichen Lager aus, die in ihren
schärfsten Stimmen einer Demontage Dinters gleichkamen, ja seinen
Nimbus zum Verblassen zu bringen drohten. Vollends zeigte Dinters abschließender
Teil der Trilogie, ,,Die Sünde wider die Liebe", die Gefahr,
daß ihr Verfasser mit dem Versuch, sein „Geistchristentum" als Vollendung
der lutherischen Reformation darzustellen, ins Abseits zu geraten drohte.
Stellvertretend für die Kritik aus den eigenen Reihen an Dinter sei auf
die besonders scharfe pamphletistische Kritik Paul Weylands verwiesen,
die Dinter rechts zu überholen versuchte, seine Romane einer stilistischweltanschaulichen
Kritik unterzog und alles daransetzte, Dinters Anspruch
auf die geistige Führung im völkischen Lager durch den Nachweis persönlicher
Inkonsequenzen zu untergraben. So warf Weyland Dinter vor, auf einer
jüdischen Versammlung gesprochen, den gewalttätigen Antisemitismus abgelehnt
und viele jüdische Freunde zu haben.48 Wäre Dinter nicht die
Chance zuteil geworden, sich in der Verbotszeit der NSDAP Ende 1923 als
treuer Kämpfer für die Sache Hitlers zu erweisen, hätte dies leicht sein politisches
Ende bedeuten können; so aber fand er sich bei der Neugründung
der Partei im Jahre 1925 nicht nur mit dem Gauleiterposten Thüringens (wo
er seit 1916 wohnte) belohnt, sondern überdies mit der für ihn ehrenvollen
Mitgliedsnummer 5 bedacht, war es ihm doch — allen Auflösungserscheinungen
im völkischen Lager zum Trotz und dank der in Thüringen früher
als anderswo erkämpften Aufhebung des NSDAP-Verbotes — gelungen,
„die hitlertreue Gefolgschaft unter dem alten Namen zu sammeln, ihr noch
während Hitlers Haftzeit eine feste Organisation zu geben und diese im Februar
1925 praktisch als ersten außerbayrischen Gau in die neugegründete
Partei einzubringen".49 Auch die nun folgenden zweieinhalb Jahre, während
derer Dinter Gauleiter Thüringens war, standen „im Zeichen innerer
Stabilisierung und erfolgreicher Selbstbehauptung nach außen. Permanente
Agitation, Ausbau des Ortsgruppennetzes, aggressiv-schneidiges Auftreten
im Thüringer Landtag — dies waren die Methoden, mit denen Dinter in einer
Periode relativer Ruhe zwar selber keine spektakulären Erfolge erzielen
konnte, mit denen er jedoch das Feld bereitete, dessen Früchte seinen Nachfolgern
zufielen".50

Diesen für den Ausbau des organisierten Nationalsozialismus wichtigen
Beitrag hatte Dinter geleistet, ohne darüber seine Bemühungen um ein deut-

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