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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 626
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dern. Sofort trat er der oben erwähnten Gruppe bei, die mit der NSDAP
sympathisierte. Ihr Führer war Gerold Siefen. Von konkreter politischer
Arbeit scheint diese Schar allerdings nichts gehalten zu haben. Hauptsächlich
wurden die („notgedrungen") ungestillten militärischen Bedürfnisse
befriedigt. In einem Steinbruch traf man sich zum Übungsschießen; ein
Gartenhäuschen, das Frank gehörte, diente als konspirativer Treffpunkt,
„immer durch Wachen ... gegen Kommunisten und Staatsspitzel gesichert
". Verständlich, daß eine Gruppe, die solch „wichtigen" Betätigungen
frönte, keine Frauen in ihren „Reinen" duldete. Im Mai 1923 schloß sich
die Gruppe dem Bund „Wiking" des Kapitänleutnants Erhardt an.31 In diesem
Jahr sind allem Anschein nach auch die ersten festen Kontakte zur
NSDAP-Ortsgruppe München geknüpft worden. Einzelne Angehörige des
„Wiking" traten nun der in München ansässigen NSDAP-Ortsgruppe bei.

In Lahr selbst bestand wohl keine Gelegenheit, eine — wie auch immer getarnte
- Ortsgruppe der NSDAP zu gründen. Möglicherweise war diese
Unfähigkeit nicht einmal in dem Verbot der Partei durch die Badische
Staatsregierung begründet: Die Rechtsradikalen in dieser Stadt waren zu
dieser Zeit ganz einfach nicht zur Zusammenarbeit fähig. Jedes Grüppchen
pflegte seine ureigenste Ideologie (über persönliche Animositäten ist nichts
zu finden), so daß, wie Hetzel sich ausdrückte, mit einer weiteren „hiesigen
[NSDAP-] Ortsgruppe, die von Hermann Stolz geführt wurde, ... kein gutes
Einvernehmen bestand."32 Auch in Lahr findet man die These bestätigt,
daß die NSDAP in ihrer Frühzeit außerhalb Bayerns keine große Bedeutung
gehabt haben dürfte. Der Schwerpunkt dieser Partei lag eindeutig in München
.33 Nach dem gescheiterten Hitlerputsch vom 9. November 1923, der
für Baden keine weitere Bedeutung hatte, als daß der spätere Gauleiter und
Reichsstatthalter von Baden, Robert Wagner, an ihm teilnahm, wurden auch
in Lahr die Angehörigen der NSDAP verhaftet. Bei Hermann Stolz fand
sich nicht nur ein Verzeichnis der Lahrer NSDAP-Mitglieder, sondern auch
Unterlagen über ein Waffenlager, das sich im Haus eines Veterinärs namens
Gräbenteich in Wolfach befand. 23 Personen wurden daraufhin vor Gericht
gestellt. Die Anklage warf ihnen vor, gegen das unter dem Eindruck der Ermordung
Rathenaus am 21. Juni 1922 verabschiedete „Gesetz zum Schutz
der Republik" („Republikschutzgesetz") verstoßen zu haben. Drei weiteren
Angeklagten, Erwin Keller, Max Hetzel und Wilhelm Pfetzer wurde überdies
nur unbefugter Waffenbesitz zur Last gelegt. Die Urteile vor dem
Schöffengericht in Offenburg aber fielen relativ milde aus. In diesem konkreten
Fall zeigte sich ebenfalls, daß Justitia in der Zeit der Weimarer Republik
auf dem rechten Auge nahezu blind war, mochte auch die
überwältigende Mehrheit der Juristen und Richter erst nach dem 30. Januar
1930 ihre Schwäche für die Partei Hitlers entdecken.34

Nach diesem Fehlschlag wurde die illegale Tätigkeit der Nationalsozialisten
in Baden durch schärfere Überwachung seitens der Polizeibehörden er-

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