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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 631
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Bolschewismus besäße.71 Nach der Landtagswahl änderte sich das Bild.
Eine steigende Anzahl von Artikeln, die sich kritisch mit der NSDAP befaßten
, wurden, vor allem in der sozialdemokratischen Presse, veröffentlicht
.72

Die Wahlergebnisse bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 unterstrichen
die gewachsene Bedeutung der NSDAP. 19,2 % der badischen
Wähler gaben Hitler ihre Stimme, Folge des ungeheuren Propagandaaufwandes
, den die badische NSDAP betrieb. Mit allen verfügbaren Mitteln
ging die badische Staatsregierung gegen die NSDAP vor. Uniformverbote
sollten die Umzüge der SA, ein wichtiges Agitations- und Pressionsmittel
der Partei, verhindern. Die NSDAP-Zeitungen wurden zeitweise verboten
.73 Beamte, die sich zu stark für diese Partei einsetzten, wurde dies
untersagt.74 Die badische Regierung schöpfte alle Möglichkeiten zur Bekämpfung
der NSDAP voll aus, auch wenn von Seiten der Reichsregierung
ihr entgegengearbeitet wurde.73 Hitlers Aufstieg war dadurch jedoch nicht
zu verhindern. Daß die Nationalsozialisten sich durch Verbote nicht beeindrucken
ließen, dafür ist das Grüselhorn beredtes Zeugnis. Unverblümt
wird ein Gemeindebeamter bedroht, der in einer benachbarten Gemeinde
(Kippenheim) eine NSDAP-Veranstaltung unterbunden hat.76

Für die Wahlen des Jahres 1932 sahen die anderen Parteien die Organisation
der NSDAP bestens vorbereitet. Der Ausgang der Reichspräsidentenwahlen
im Frühjahr 1932 bedeutete zunächst eine herbe Enttäuschung, da sich zwei
Drittel der deutschen Bevölkerung gegen Hitler ausgesprochen hatten.77
Der Wahlkampf, der der Reichstagsauflösung durch Papen folgte, brachte
der NSDAP erneut große finanzielle Aufwendungen. Täglich wurde in den
Parteiblättern zur „Badenspende" aufgerufen, um die Gaukasse zu unterstützen
. Hitler sprach im Juli in Freiburg; Baden wurde von einer Propagandawelle
überflutet.78 Dieser Einsatz brachte der NSDAP am 31. Juli das
höchste Wahlergebnis, das sie in einer freien Wahl erreichen konnte. Auf
Reichsebene erlangte sie 37,3 %, in Baden 36,9 % der Stimmen.79

Auch in Lahr wurde emsig Wahlkampf betrieben. Manche aber nahmen die
Vokabel ,,Kampf" zu wörtlich. Die Lahrer Zeitung berichtet von NSDAP-
Veranstaltungen am Freitag und Samstag vor der Wahl. Bei diesen Kundgebungen
, die auf der Stadtparkwiese stattfanden, floß Blut.80 Selbst in der
Nacht gab es keine Ruhe. Am Samstag (30. Juli), zwei Uhr in der Frühe,
gab es eine Schlägerei zwischen 200 Nazis, die von der Hitler-Veranstaltung
in Freiburg zurückkamen, und „einigen Kommunisten".81 Selbst am Wahltag
kam es zu Gewalttätigkeiten. Diese Neigung zu Gewalt scheint dem Ansehen
der NSDAP in Lahr zu diesem Zeitpunkt nicht (mehr) geschadet zu
haben: Konnte nicht diese Ortsgruppe auf „ihren badischen Märtyrer der
Bewegung", Paul Billet, verweisen, der in Karlsruhe bei Auseinandersetzungen
sein Leben verloren hatte? Es sei am Rande erwähnt, daß nach der

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