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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 633
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5. Der 30. Januar und seine Folgen

An diesem Tage hatte der Reichspräsident v. Hindenburg nach langem Zaudern
den „böhmischen Gefreiten" Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.
Noch vor der Ernennung hatte Hitler die Forderung nach sofortiger Reichs-
tagsauflösung und Neuwahlen erhoben. Seine Koalitionspartner konnten
sich mit ihren Bedenken nicht durchsetzen. Der Reichstag wurde am 1. Februar
1933 aufgelöst und die Neuwahlen für den 5. März angesetzt. Ungehemmt
entfaltete sich die NS-Propaganda, der Terror der SA und SS wurde
von keiner staatlichen Macht mehr gezügelt. Aufgrund von Notverordnungen
nach Art. 48 WRV schuf sich Hitler die Instrumente, mit deren Hilfe
er seine Herrschaft in Deutschland zu errichten gedachte. Mit der , Verordnung
des Reichspräsidenten zum Schutz des deutschen Volkes" gelang es,
die gegnerischen Parteien und deren Organe im Wahlkampf entscheidend zu
behindern. Den Brand des Reichstages nutzten die Nazis rücksichtslos aus.
Die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" vom 28. Februar fand
nicht nur gegen Kommunisten, sondern auch gegen die Sozialdemokraten
Anwendung.93

Das gewünschte Wählziel wurde dennoch nicht erreicht. Bei einer Wahlbeteiligung
von 88 % erhielt die NSDAP nur 43,9 %, die Regierungskoalition
insgesamt gerade 51,9 % im Reich. Wie aber entwickelten sich die Ereignisse
in Lahr?

Am 1. Februar wurde von SA, SS, HJ und Angehörigen der Ortsgruppe
Lahr des Stahlhelms94 mit Unterstützung der Stadtkapelle ein Fackelzug
mit anschließender Kundgebung veranstaltet. Kreisleiter Gärtner erklärte,
daß „nach dem Palmsonntag und dem Golgatha, das das Volk in den letzten
Jahren erlebt habe, der Tag der Auferstehung folge."95 Stürmisch sollen die
Anwesenden seinen Ausführungen gefolgt sein. So begeistert waren jedoch
nicht alle Lahrer. Am 1. Februar berichtet der Lahrer Anzeiger von einer
Protestkundgebung der kommunistischen Partei auf dem Sonnenplatz, der
zahlreiche Personen beiwohnten. Ein Demonstrationszug schloß sich daran
an, welcher friedlich verlief.96 Protest wurde auch in anderer Form ausgedrückt
: An zwei Omnibussen, mit denen NS-Angehörige nach Lahr gefahren
waren, wurden sämtliche Reifen zerschnitten, wie die Lahrer Zeitung
empört berichtete.97 Das Zentrum wandte sich gegen die Art, wie die Nationalsozialisten
ihren Wahlkampf führten. Am 6. Februar hält es der Anzeiger
für „ausgeschlossen, daß der kurze Wahlkampf bis zum 5. März in Ruhe
und Ordnung und ohne die schlimmsten Ausschreitungen vor sich gehen
kann, wenn er von der nationalsozialistischen Presse in einer so gewissenlosen
, so verlogenen, ja so verbrecherischen Hetze eingeleitet wird, wie
dies .. .im „Führer" geschieht".98

In Wahlaufrufen suchte man den eigenen Anhang zu mobilisieren. Wahlversammlungen
wurden durchgeführt, die allerdings, wie man vermutete, NS-

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