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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 637
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Delfosse, der Unterschlagung und ließ ihn verhaften.134 Die Selbstauflösung
der bürgerlichen Parteien und des Zentrums135 machte auch in Lahr
die NSDAP zur einzigen Kraft. Erstaunlicherweise verzögerte sich die Ablösung
des Oberbürgermeisters. Wolters trat erst im August 1933 seinen
Urlaub an, von dem er nicht mehr ins Amt zurückkehrte.136 Aus diesem
relativ unauffälligen Abgang — in anderen Gemeinden kam es zu Amtsenthebungen
unter weit entwürdigenderen Umständen137 —, ist jedoch nicht
zu schließen, daß Wolters keinen Repressalien ausgesetzt war. In der Klageschrift
des Oberbürgermeisters i. R. Wolters gegen die Stadt Lahr (1936) erklärt
Wolters, ,,er hätte aus Gründen höheren politischen Interesses in den
Ruhestand treten müssen," und er, der Kläger, suche sein Recht, „wohlgemerkt
, nicht das Recht, welches ihm formaljuristisch zusteht, sondern nur
das Recht, welches ihm nach nationalsozialistischer Auffassung geblieben
ist".138

Er war nicht der einzige in Lahr, dem nach Meinung der Nazis nur noch
eingeschränkte oder keine Rechte mehr zustanden. Noch während der Maßnahmen
zur Gleichschaltung begann der Terror gegen die Juden. Am
3. April meldete der Lahrer Anzeiger, daß auch in Lahr der Boykott jüdischer
Geschäfte durchgeführt worden sei.

7. Zusammenfassung

Es war in diesem Zusammenhang leider nur möglich, den äußeren Ablauf
des Entstehungsprozesses der Lahrer NSDAP und der Geschehnisse im Verlauf
der Machtergreifung zu schildern.

Es zeigte sich am Beispiel Lahr, daß der Erfolg der radikalen Parteien auch
auf lokaler Ebene von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in
Reich und Land abhing. Nichts macht dies deutlicher als der Erfolg der
NSDAP. Nur in der Krise bestand für diese Partei Aussicht auf Erfolg, auch
wenn ihre Propaganda noch andere Reizthemen von nationalem Belang verwandte
. Wie sonst wäre in Lahr ein Wahlergebnis von 47 % (Reichstagswahl
Juli 1932) möglich gewesen? Damit wäre auch die Frage nach den Unterschieden
, die Lahr von den anderen Landesteilen abhebt, berührt. Abgesehen
von NS-Hochburgen wie Kehl und Weinheim ist in Lahr die Wahl
besser ausgefallen als im Durchschnitt von Reich und Land. Die enttäuschten
Erwartungen der Wähler nach der Wahl führten zu einem schweren
Mißerfolg in der Novemberwahl. Dabei blieb es nicht. Es bildete sich eine
Opposition innerhalb der Partei, deren einer Auslöser sicher auch die Krise
um Gregor Strasser ist. Die „Notgemeinschaft" stellte nicht nur ein Problem
für die Ortsgruppe dar. Die Ernennung Hitlers beendete eine „Bewegung
in der Partei", die eventuell noch weitere Kreise gezogen hätte. Dies
genauer darzustellen, steht noch aus.139

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