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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 700
(PDF, 143 MB)
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Philosophisch-Theoretischen? Warum haben
sie die losen Beziehungen zur studentischen
Widerstandsgruppe KAKADU an
der Universität nicht enger geknüpft? Der
Kreis arbeitete von 1938-1944, von Übergriffen
der Gestapo wird nichts berichtet.
Als 1944 drei der Professoren verhaftet
wurden, geschah dies nicht wegen ihrer
staatsgefährdenden Schriften, sondern weil
sie als Mitwisser des Attentates vom 20. Juli
erkannt worden waren. Ein Professor der
juristischen Fakultät regte beim „Kreis" eine
Denkschrift gegen die Rassenideologie
der Nazis an, obwohl er ein begeisterter
Anhänger des ersten nationalsozialistischen
Rektors Heidegger war. Der NS-
Fachschaftsführer, mit bewußter Hilfe der
Professoren auf diesen Parteiposten gehoben
und Mitglied des KAKADU, schmuggelte
Kassiber seines Lehrers aus dem
Konzentrationslager Ravensbrück; waren
die Nazis 1944 so nachlässig? Kann man
die einmalige Solidarität mit den Inhaftierten
bei Kollegen und Studenten, die sogar
gegen die Polizei konspirierten, nur mit
persönlicher Sympathie erklären? Und
worin liegt die ..Zeitgebundenheit" einer
Äußerung aus dem „Kreis" zur Judenfrage
, die den Verfasser der Einleitung des
Katalogs so sehr erschreckte?

Die Liste der Merkwürdigkeiten zeigt, daß
sich auch in der Geschichte des Widerstandes
unter der Oberfläche Widersprüche
verbergen können. Pharisäerhafte Kritik
der Nachgeborenen ist aber nicht am Platz.
Der Exponatenteil belegt die Erkenntnisse
der Einleitung mit vielen Quellen, privaten
und amtlichen Schreiben, Tagebuchaufzeichnungen
, Zeitungsausschnitten und
zahlreichen Fotografien. Lebensläufe, ausführliche
Bildunterschriften und spezielle
Artikel geben weitere Informationen. Damit
wird allerdings auch der Rahmen des
„Freiburger Kreises" verlassen und der
ganze Hintergrund der damals handelnden
Personen im Überblick dargelegt.

Karl Maier

Eugen Hillenbrand

Unser fryheit und altharkommen — Mittelalter
in Offenburg und in der Ortenau

— Veröffentlichungen des Stadtarchivs
Offenburg 1990.

Das Buch, das vorgestellt werden soll, besteht
aus einer Sammlung von Vorträgen,
die- der aus Offenburg stammende Autor,
z. Zt. akademischer Oberrat an der Universität
Freiburg, über Jahre hin vor der Mitgliedergruppe
des Historischen Vereins
seiner Heimatstadt gehalten hat. Der Redestil
wird auch in der Druckversion beibehalten
, so daß gelegentlich Beziehungen
erscheinen, die dem Verhältnis Sprecher —
Hörer eher entsprechen als dem Verfasser

— Leser. Das gereicht dem Text nicht zum
Nachteil, er ist erfreulich flüssig, manchmal
spannend geschrieben, ohne daß auf
sprachliche Vielfalt und wissenschaftliche
Präzision verzichtet wird.

Die sieben Beiträge haben kein gemeinsames
Thema, außer dem im Untertitel des
Buches formulierten. Der erste Aufsatz gilt
einer Frage, die vor Jahren den Vorstand
des Historischen Vereins in seinen Grundfesten
erschütterte: Wie ist Offenburg entstanden
? Hillenbrand referiert über alle
Stellungnahmen, die seit 1508 zu diesem
Problem abgegeben worden sind — liefert
damit ein vorzügliches Nachschlagewerk
—.kommentiert und beurteilt sie. Zusammenfassend
legt er die Einzelheiten des
Forschungsproblems offen, bietet aber keine
eigene Lösung an. Fehlende schriftliche
Unterlagen halten ihn verständlicherweise
davon ab.

Einen anderen Fall mit anscheinend ähnlich
schlechter Quellenlage packt der Autor
dagegen mutig an, wenn er versucht, die
Hintergründe der „großen faßnacht" und
des „Schützenfestes", die beide 1483 in Offenburg
stattfanden, aufzuhellen. Für die
erste liegen nicht mehr als ein Einladungsschreiben
und das Protokoll der Veranstaltung
mit Teilnehmerliste vor, für das zweite
nur die Ausschreibung, die an andere
Schützengilden ging. Es ist schon frappierend
, wie der Verfasser, aus der allgemeinen
politischen Lage des Reiches, den
Streitigkeiten zwischen den ortenauischen
Pfändherren, den Familienquerelen der
teilnehmenden Herren ein großes politisches
Palaver kombiniert, das hinter den
Kulissen des Turniers der Hauptzweck des

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