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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 69
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0069
Das Gelände war bis in die Mitte unseres Jahrhunderts nahezu unbebaut.
Lediglich auf der Hügelkuppe befand sich der von einer großzügigen Parkanlage
umgebene Pavillon3 der Großherzogin Stephanie von Baden.

Planmäßige Ausgrabungen fanden erstmals 1951 unter R. Nierhaus4 im
südöstlichen Bereich des Rettighügels statt. Anlaß gab damals die geplante
Errichtung eines Kindergartens. Freigelegt wurden Teile eines römischen
Gebäudes, ein Raum mit Fußbodenheizung konnte nahezu vollständig ausgegraben
werden. Mit kleinen Suchschnitten wurden weitere Strukturen erschlossen
, darunter auch ein 3,20 Meter breites, dem Hangverlauf folgendes
Mauerfundament. Eine zeitliche Einordnung des Mauerbefundes ist
derzeit nicht möglich.

Wenige Jahre später, beim Bau der Realschule im Jahr 1957, wurde der
größte Teil des Rettigfeldes überbaut. Bei Notgrabungen im Bereich der
Baugrube konnten auf einer Gesamtlänge von fast 45 Metern römische
Mauerzüge dokumentiert werden5. Die Mauerzüge deuteten auf ein langgestrecktes
, offenbar repräsentatives Gebäude. Sichere Gebäudeabschlüsse
konnten nicht nachgewiesen werden. Der Grundriß erscheint stark fragmentiert
. Die Ergebnisse der Grabungskampagnen 1991/92 lassen vermuten
, daß viele Strukturen beim Bau der Realschule unbeobachtet zerstört
wurden.

Die Funde des 19. Jahrhunderts und die der Grabungen der 50er Jahre unseres
Jahrhunderts deuten auf eine Besiedlung des Rettigplateaus in römischer
Zeit, die noch in den 80er Jahren des 1. nachchristlichen Jahrhunderts
einsetzte und bis ins 3. Jahrhundert bestand. Für den Siedlungsbeginn
kommt einer auf dem Rettig gefundenen, bislang in drei Bruchstücken vorliegenden
Bauinschrift6 große Bedeutung zu. Die Inschrift war ursprünglich
im Jahre 84 n. Chr. unter Kaiser Domitian gesetzt worden. Nach seinem
Tod, im Jahre 96 n. Chr., wurde er auf Senatsbeschluß geächtet. Sein Name
wurde aus Inschriften getilgt, seine Statuen beseitigt. Dieser Vorgang ist
auch auf der Rettiginschrift zu beobachten; die Kaisertitulatur Domitians
wurde eradiert und durch die des Kaisers Marcus Ulpius Traianus ersetzt.
Dieses Dokument nennt neben dem Kaiser auch mehrere militärische Einheiten
, die wahrscheinlich an der Errichtung des Gebäudes beteiligt waren.
Genannt sind im einzelnen die legio I adiutrix, die legio XI Claudia und die
cohors VII Raetorum equitata.

Obwohl die Inschrift in ihrer Authentizität angezweifelt wurde7, ist mittlerweile
davon auszugehen, daß sie sich auf ein Gebäude des Rettigfeldes bezog
, vermutlich auf den großen langgestreckten Bau. Die Funktion des gesamten
Baukomplexes ist unbekannt, darauf geben die erhaltenen Teile der

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