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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 92
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in Villigun (bei den Villingern) niederließ. Funde aus den Gräbern belegen
die frühalamannische Zeit des 4. Jh., in der es noch kein Christentum auf
der Baar gab35.

Die Eindämmung der Alamannen durch das Merowingerreich (5. Jh.)
brachte große Gebietsverluste mit sich, was mit einer intensiveren Erschließung
verbunden war36. Dabei führten die Merowinger eine Grafschaftsverfassung
ein, die aber frühzeitig verfiel, indem sie den Adel „allo-
dialisierte", d. h. indem sie die an den Grafen delegierten Rechte des Königs
den eigenständigen Herrschaftsrechten einordnete. In karolingischer
Zeit wurde die Grafschaftsverfassung erneut als etwas Neues und Fremdes
in die dem Reiche einverleibten rechtsrheinischen Gebiete übertragen37.

Vornehme Franken kamen ins Land und gewannen eine Herrenstellung,
aber auch einheimische Große wurden als Grafen bezeichnet, ohne daß sich
an ihrer Stellung etwas änderte. Ein das ganze Gebiet gleichmäßig überziehendes
, der heutigen Einteilung in Kreise vergleichbares Netz von Grafschaften
entstand anscheinend nicht38. Mit Personennamen gebildete Grafschaften
gab es nur in den Baaren39. Die Landstrichnamen, die Bezeichnung
der Grafschaften, haben jedoch zu einer zeitlichen Einordnung nicht
viel beitragen können, da sie nur eine geographische Bezeichnung mit
schwankenden Grenzen waren40. Eine Abgrenzung der Grafschaften ist
auch besonders dort schwierig, wo germanische, römische und alamanni-
sche Kultur miteinander verzahnt waren.

Eine Fülle von Orten, die mit „-heim" enden, lassen vermuten, daß die Baar
bereits im 5. Jh. besiedelt war. Diese Heimorte waren aber nicht nur von
Franken bewohnt, denn auch dort saßen Alamannen, deren Grundherr meist
ein Franke gewesen ist. Auch wurden wohl fränkische Königsleute, Königsfreie
mit militärischen Aufgaben, zwischen die Alamannen gesetzt41.
Dazu schreibt Walter Schlesinger: „Wenn in einem Gebiet alte mit -ingen
endenden Orte fehlen, dann könnte dies auch bedeuten, daß eine ältere germanische
Bevölkerung aus ihren Sitzen verdrängt wurde42."

Aus der Sprachforschung ist bekannt, daß „Sieh-dich für" ein Platz zum Sehen
und Schauen ist, „Windeck" ein alamannischer Beobachtungsposten
(bei uns oberhalb des Schwanenbachtales), während das Wort schwanen
aus dem Fränkischen kommt und „schwenden" = verschwinden = roden bedeutet
. Diese Bezeichnungen deuten auf eine Bewegung um das Jahr 500 in
Alamannien hin43. Meines Erachtens belegen auch die Flurnamen Martinsecke
, Immeisbach, Heidenbühl mit Heidenwald in dessen Nähe, Heidebühl
in Niederwasser, der Kapfacker und der Heidbühl in Gutach ebenfalls eine
frühe Besiedlung.

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