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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 133
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wohl mehr auf jene zwei Rebhöfe an, die der Ullenburg zugehörten und auf
die Standesrechte, die an sie gebunden waren. Zwar war Küffer schon seit
etwa 1640 (wohl durch das Erbe seines Vaters) Mitglied der Ortenauer
Reichsritterschaft aufgrund von freiadligen Gütern in Durbach. Er hatte
Sitz und Stimme auf den Rittertagen in Offenburg, zwischen den Landadligen
aus dem Elsaß und der Ottenau, doch der Besitz der Burg gab ihm in
diesem Umkreis zusätzliches Gewicht29.

Ähnliche Motive müssen im Spiel gewesen sein, als Küffer im Herbst 1663
in der Krutenau, in einer Vorstadt am östlichen Rand der Altstadt Straß-
burgs, das traditionsreiche Haus „Zum Seidenfaden" erwarb30. Auch dieses
Anwesen war in baufälligem Zustand, kam aber aus hochadligem Besitz.
Graf Johann von Nassau-Saarbrücken hatte es besessen, jedoch die Hypotheken
nicht abtragen können oder wollen, die auf ihm lagen. Küffer überraschte
1663 den Magistrat der Stadt mit der Mitteilung, daß Johann von
Nassau-Saarbrücken, dessen Leibarzt er wohl schon war, ihn beauftragt
habe, die Gläubiger des Grafen auszuzahlen und auf diese Weise das Haus
zu „liberieren". Dafür wurden ihm die Besitzrechte übertragen. Der „Seidenfaden
" hatte eine Generation zuvor den Wild- und Rheingrafen gedient.
Johann Michael Moscherosch erzählt in der ,Patientia' die Episode, wie
sich ein gerissener junger Mann ohne ernsthaftes Studium, ein „Politisch
kerl aber ein schlechter Christ" 1629 in diesem Haus bei Johann Georg,
Wild- und Rheingraf (gest. 1650), um eine Sekretärstelle bewarb31. Offenbar
war es schon seit Generationen Residenz regierender Herren, das Ambiente
, das Küffer suchte. Und er erweiterte den Besitz durch Zukäufe, im
Mai 1664 durch den Erwerb eines angrenzenden Gartens, im Juli dieses
Jahres durch den Kauf des daneben liegenden sogenannten Boschschen Anwesens
, des späteren Badischen Hofes, der an einem Wasserlauf, am Rhein-
giessen, lag. Die idyllische Umgebung inspirierte Küffer zu der Idee, ein
Sommerhaus auf die den Garten gegen den Rheingiessen abschließende
Stadtmauer setzen zu lassen. Am Ende des Jahres 1664 muß auf diesem
breiten Platz ein Anwesen von herrschaftlichem Gepräge zu sehen gewesen
sein. Von ihm gibt nun, nach den Ausgrabungen des Jahres 1990, eine
Brunnenfassung mit dem Allianzwappen Küffer/Eyselin und der Jahreszahl
1666 Zeugnis. Mag sein, daß der Brunnen den Abschluß der Bauarbeiten
krönte32.

Dem sozialen Ansehen diente sicher auch das Kunstkabinett, das Küffer in
diesem Haus einrichtete. Zwar hat sich nicht, wie bei andern Straßburger
Sammlungen der Zeit, ein Inventar erhalten, doch muß es zu den sehenswertesten
Sammlungen der an Kunstdenkmälern reichen Stadt gehört haben.
Dafür spricht auch, daß die Sammlung später an eine „fürstliche Person",
wahrscheinlich an einen Markgrafen von Baden-Baden verkauft wurde33.

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