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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 208
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Das Zusammentreffen dieser beiden Männer stand von Anfang an unter einem
ungünstigen Stern, denn Oken war, ohne es zu ahnen, mit seiner Antrittsvorlesung
über den Knochenaufbau des Schädels in eine Domäne Goethes
eingedrungen, die nach 13 Jahren zu einem leidigen Prioritätsstreit
führen sollte.

Während Goethe eine heile Welt verkörperte, sah Lorenz Oken die Probleme
seiner Zeit, zu denen er sich auch öffentlich äußerte. In seiner geheimen
Kampfschrift „Über die Kriegskunst", die 1811 entstand und nur in wenigen
Exemplaren verbreitet war, wandte er sich gegen Napoleon. Er forderte
die allgemeine Wehrpflicht und trat für die Konzentration der einzelnen
Truppenverbände ein. „Alles zusammengezogen ergibt den Sieg." Okens
erweiterte Abhandlung erfuhr 1814, also nach dem Sturz Napoleons, eine
Neuauflage. Sie wurde unter dem Titel „Neue Bewaffnung - Neues Frankreich
- Neues Deutschland" von der Crökerischen Verlagsbuchhandlung in
Jena herausgegeben und allgemein bekannt.

Goethe hingegen war ein Bewunderer des Franzosen. Im Herbst des Jahres
1808 kam er im Gefolge des Herzogs Carl August zum Fürstenkongreß
nach Erfurt. Napoleon wurde durch seinen Minister, den Herzog Maret, der
Goethe bereits vorher kennengelernt hatte, auf den bekannten deutschen
Dichter aufmerksam, gewährte ihm eine Audienz und verlieh ihm am 2.
Oktober 1808 das „Kreuz der Ehrenlegion", nach Goethes Auffassung die
höchste Auszeichnung in seinem Leben. Auch nach dem Sieg über die
Franzosen zeigte er noch Sympathien für den gestürzten Kaiser.

Die charakterlichen und politischen Gegensätze zwischen Goethe und
Oken, die sich im Laufe der Zeit immer deutlicher bemerkbar machten, waren
unüberbrückbar und trugen nicht zu einer Verbesserung der persönlichen
Beziehungen bei.

Goethes Eitelkeit und sein patriarchisches Auftreten waren Oken zuwider.
Es lag ihm nicht, den „Dichterfürsten" zu hofieren, was dieser in seiner
Umgebung gewöhnt war und letztlich auch von Oken erwartete. 1809
schrieb Oken an Sendling: „Sie wissen, daß Goethe ein eitler Mensch ist,
besser als ich. Er verlangt, daß man sich nach ihm modle, auch wohl, daß
man sein Taglöhner sei"17.

Weitere Querelen verschärften die Spannungen. Der Direktor des Botanischen
Gartens in Jena, Prof. Dr. Friedrich Siegmund Voigt, verweigerte
Oken wegen persönlicher Differenzen und aus Sorge um die seltenen exotischen
Pflanzen, aber auch aus der Erkenntnis heraus, daß Oken mit dem
ihm anvertrauten Lehrmaterial doch etwas großzügig umging, die Geneh-

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