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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 209
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migung, Vorlesungen im Botanischen Garten zu halten. Voigt forderte von
Goethe eine schriftliche Bestätigung seines Verbotes, die er Oken bei Zuwiderhandlungen
vorlegen wollte.

Das Schreiben des Ministers lautete:

„Da bei der Commission Nichts vorgekommen ist, was dem Prof. Oken erlaubt
, in dem botanischen Garten zu lesen, so wird hiermit der Prof. Voigt
angewiesen, solches Ansinnen abzulehnen und falls es nöthig sein sollte, dieses
zu seiner Legitimation vorzuweisen.

3. April 1811 Goethe"18.

In einem Brief an Schelling empörte sich Oken über das Verhalten seines
Widersachers:

„... ein schwaches läppisches Individuum, das sich alles gefallen läßt und
selbst den Stiefelknecht macht und das ein Schwachkopf ist und dessen Anstellung
als Professor ein Machwerk von Knebel und Goethe ist. Wer die
bürgerliche Obrigkeit herbeizieht, um Äußerungen seines Geistes zu retten,
ist ein erbärmlicher Wicht ,.."19

Unstimmigkeiten gab es auch wegen der Benutzung der herzoglichen Bibliothek
in Weimar. Oken mußte es sich gefallen lassen, daß ihm der Bibliothekar
Christian August Vulpis, ein Schwager Goethes, den Zugang zu
den Bücherschätzen wegen unsachgemäßen Gebrauchs verwehrte. Oken erhob
Einspruch und ließ wissen, daß es höchstens drittrangig sei, wie eine
Bibliothek benutzt werde, er halte es für wichtiger, daß sie benutzt wird,
selbst wenn es nach wenigen Jahren nichts mehr zu benutzen gäbe20.

Oken, dem Bauernsohn aus Bohlsbach, fiel es schwer, sich in seiner neuen
Umgebung zurechtzufinden, obwohl anfangs der Eindruck entstand, daß er
in Jena schnell Fuß fassen würde.

Selbst der Herzog Carl August hatte an dem Gelehrten Gefallen gefunden,
lud ihn ein und informierte sich über seine wissenschaftlichen Arbeiten. In
einem Brief an Schelling vom 25. Januar 1809 berichtete Oken über das
gute Verhältnis zu seinem Landesherren: „Der Herzog ist doch ein sehr unterrichteter
und gescheiter Mann". Er stellte Mittel für die Erweiterung des
Naturalienkabinetts zur Verfügung, bestimmte, daß Werke aus der Weimarer
Bibliothek und dem Kupferstichkabinett für Unterrichtszwecke nach
Jena gebracht werden sollten und bewilligte dem Professor eine „Pension
von 150 Reichsthalern"21.

Mit Argwohn und Mißtrauen beobachtete Goethe das Verhältnis Okens
zum Weimarer Herrscherhaus. Er fühlte sich zurückgesetzt und übergan-

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