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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 210
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gen, weil die Belange der Universität zu seinem Zuständigkeitsbereich
gehörten.

Am 13. März 1808 unterrichtete Oken den Herzog über die Schritte, die er
bereits in die Wege geleitet hatte, das bewilligte Material zu beschaffen.

„Ich habe die Erlaubniß Ew. Durchlaucht, nach und nach für die vergleichende
Anatomie zu sammeln, sogleich benutzt und verschiedenen Freunden
, besonders in Stuttgart, Braunschweig, Bremen und Amsterdam Aufträge
gegeben, bei Gelegenheit für mich zu sorgen. Ich hoffe besonders von beiden
letzten Orten, wenn einmal die Schiffahrt wieder frei ist. In Paris habe
ich noch keinen passenden Korrespondenten finden können, werde aber mit
einem angesehenen Naturforscher in Genua in Verbindung kommen, der
besonders die Mollusken des mittelländischen Meeres verschaffen kann, in
welchem Felde Cuvier eigentlich seinen Ruhm geärndet hat. Indessen ist es
unnöthig, daß ich es schnell betreibe, weil die Seeproducte die wichtigsten,
noch am meisten untersuchten, und für die Physiologie des Menschen am
reichhaltigsten sind, die aber jetzt niemand verschaffen kann"22.

Seine Verärgerung über Okens eigenmächtiges Handeln konnte der Minister
nicht verbergen.

„Mit Goethe bin ich noch nicht auf dem gehörigen Fuß", schrieb Oken am 3.
September 1808 an Sendling. „Es ist komisch, wie wir einander noch studieren
. Wir sind wirklich in einer Schwebe gegeneinander, stutzig beide, und
doch sagt es sich noch keiner. Es ist mir aber wahrscheinlich, daß wir uns
noch einige Wochen ansehen - und dann werden wir auseinanderfahren. Er
hat nichts dabei zu verlieren - und ich auch nicht"23.

Dem gleichen Briefempfänger gegenüber äußerte Oken am 3. Februar 1809
nochmals seine Meinung über Goethe:

„Er scheint anfangs nur nicht gewußt zu haben, ob ich als ein untertäniger
Diener oder als ein selbständiger Mensch mich gegen ihn stellen werde. Ich
habe mich gegen alle hiesigen Menschen unabhängig betragen und nun ist
mein Verhältnis gegen alle festgesetzt ..."24

Goethe zog als erster Konsequenzen aus der gespannten Lage. Er teilte seinem
Ministerkollegen Christian Gottlob von Voigt am 3. März 1810 mit,
daß er nie wieder ein persönliches Verhältnis zu Oken haben wolle25.

Durch seinen Eigensinn und seine Unbeherrschtheit bei Auseinandersetzungen
war Oken ins Abseits geraten, so daß er im Herbst des Jahres 1809
ernstlich erwog, Jena den Rücken zu kehren, aber es gab zu diesem Zeitpunkt
kein anderes Betätigungsfeld für ihn. Die Rostocker Professoren hatten
Okens Bewerbung um einen Lehrstuhl an der dortigen Universität mit
der Begründung zurückgewiesen, daß dessen „sublime, zum großen Theil

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