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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 215
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„Ich schrieb nach wie vor, recht nach meiner Ueberzeugung", bemerkte
Oken. „Das ging auch ganz ruhig fort bis zum großen Wartburgfest und
nachher. Bekanntlich haben einige feige Narren über dieses Fest Lärm geschlagen
, ihm die schwärzesten Handlungen und Pläne angedichtet, während
es eine schöne Vereinigung der deutschen Jünglinge war, wie sie seit Griechenlands
Blüthe nicht mehr gewesen. Wir Profeßoren (Jakob Friedrich
Fries, Lorenz Oken, Dietrich Georg Kieser und Christian Wilhelm Schweitzer
von der Jenaer Universität waren als Ehrengäste geladen) wurden als
Rädelsführer verschrieen; besonders hatte sich die Wuth auf mich geworfen,
was Manchem gelegen kam.

Der Reigenführer dieser Schreier war Kamptz in Berlin; und er brachte es
endlich so weit, daß alle Minister in Europa darob in Schrecken geriethen.
Er wagte es sogar, an Se. Königl. Hoheit unsern Großherzog in einem
Tone zu schreiben, den die Zurücksetzung characterisiert, die er jetzt erleidet
"37.

Das Wartburgfest der studentischen Jugend in Eisenach

Um der Reformation Martin Luthers und der „Völkerschlacht bei Leipzig"
zu gedenken und ihren Freiheitswillen offen zu bekunden, versammelten
sich am 18. Oktober 1817 die deutschen Burschenschaftler auf der Wartburg
bei Eisenach. Die Redner, unter ihnen auch Oken, artikulierten ihre
politischen Forderungen. Am Abend wurde ein Freudenfeuer entzündet.
Eine Gruppe aus Gießen, die sich die „Unbedingten" nannte, inszenierte ein
Spektakel, bei dem eine Schnürbrust, ein Korporalstock und ein alter Zopf
als Symbole der Rückständigkeit und Unterdrückung den Flammen übergeben
wurden. Außerdem verbrannte man mißliebige Schriften (in Wirklichkeit
war es Makulatur). Der Jenaer Student Ludwig Roediger hielt die
„Feuerrede". Die Aktionen der studentischen Jugend sollten noch schwerwiegende
Folgen haben!

Im letzten Heft seiner „Isis" von 1817 (Nr. 195) bemühte sich Oken, den
friedlichen Charakter des Festes zu unterstreichen, indem er den Ablauf der
Ereignisse ausführlich darlegte, aber ein Verzeichnis der verbrannten Gegenstände
, mit höhnischen Vignetten versehen, empörte die Politiker der
europäischen Staaten.

Unter dem Druck der Großmächte Preußen, Österreich und Rußland entschloß
sich der Landesfürst nach anfänglichem Zögern zum Handeln. Er
ließ das Heft, in dem der Bericht über das Wartburgfest abgedruckt war, beschlagnahmen
und leitete ein Gerichtsverfahren gegen den Herausgeber der
„Isis" ein. Mit Rücksicht auf Okens akademische Stellung ordnete er an,
daß die Verhandlungen nicht vor dem Kriminalgericht, sondern vor einer

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