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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 249
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im Strafregister vermerkt: „Wurde am Sonntag eingesperrt", was gesetzlich
nicht erlaubt war. Ein anderes Mal bei einem Schüler der 3. Klasse, nach
dem 3. Mal des unentschuldigten Fehlens und Zahlungsunfähigkeit der
Mutter: „Wurde der Knabe 12 Stunden eingesperrt", was wiederum für einen
Volksschüler verboten war. Man sieht: es war auch damals nicht einfach
mit der heranwachsenden Jugend, das Lied von der „guten alten Zeit"
stimmt auch in diesem Punkt nicht. Die Protokollbücher geben auch Aufschluß
über Krankheiten, die die Schließung der Schule notwendig machten
. Unterm 10.1.1870 meldete der Ortsschulrat die Blattern an die Kreis-
schulvisitatur. Die Schule mußte geschlossen werden, konnte aber am
5.2.1870 den Unterricht wieder aufnehmen. Am 3.11.1885 wird angefragt,
wie die Schule sich beim ausgebrochenen Typhus verhalten soll (damals
grassierte der Typhus, hervorgerufen durch verseuchtes Trinkwasser im
Dorf) ob Kinder aus Familien, in denen diese Krankheit herrschte, von der
Schule ferngehalten werden sollen. Die Protokollbücher berichten nichts
von einer behördlichen Anweisung. Am 11.1.1886 wird gemeldet, die Masern
seien ausgebrochen, die Schule mußte geschlossen werden. Am 25.1.
konnte der Unterricht wieder beginnen. Am 7.7.1887 wird dem Schulamt
berichtet, der Typhus greife wieder um sich. Vom Schularzt kommt die
Weisung, die Schule sei zu schließen. Am 16.8.1887 fragt der Ortsschulrat
an, ob mit dem Unterricht wieder begonnen werden könne - mit dem 20.8.
begann dann der Unterricht wieder, die Kinder aus typhusbefallenen Familien
, ebenso kranke und zweifelhafte Kinder müßten jedoch vom Unterricht
ferngehalten werden; jeden Samstag seien die Aborte zu entleeren und zu
desinfizieren. Zum 100jährigen Jubiläum der hiesigen Schwesternstation
1987 führte Michael Bayer im Festvortrag aus: „Die 80er Jahre des letzten
Jahrhunderts ... waren Notjahre, gezeichnet durch Armut der Bevölkerung,
Armut auch der Gemeinde, gezeichnet vor allem durch ein epidemisches
Auftreten des Typhus, der die Menschen hier geißelte und auch einige Todesopfer
forderte. Fast ein Jahrzehnt hat sich diese Epidemie mit Höhen
und Tiefen gehalten". Das bestätigen auch diese Protokollbücher. Am
9.1.1906 wird berichtet, daß die Masern grassieren. Der Unterricht in der l.
und 2. Klasse, später auch der 3. Klasse mußte bis zum 2.3.06 eingestellt
werden. Eine lange Zwangspause. Am 12.11.1913 wird von Keuchhusten
berichtet, der Unterricht in der l. und 2. Klasse mußte ausfallen. All das
sind Krankheiten, die früher oft und bisweilen epidemienhaft auftraten,
sind heute aber dank der hygienischen medizinischen Fortschritte fast ganz
entfallen.

So können auch trockene, stichwortartige Einträge in Protokollbüchern Geschichte
aufzeigen und lebendig werden lassen.

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