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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 253
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Waldhaus, das Rosenhaus, die Bibliothek, das Sonnenhaus, ein aus Schweden
importiertes Blockhaus mit elektrischer Heizung, das Direktorenhaus
und das Glaserkirchlein sowie schöne Parks, Gartenanlagen und besonders
der Schwanenteich, die alle zusammen das Gelände der Heilstätte zu einem
„Dr. Walther'schen Paradies" werden ließen.

Heute stehen davon übrigens noch das Herrenhaus, direkt an der Talstraße,
das Glaserkirchlein und das Direktorenhaus am Berg, in dem der heutige
Verwaltungsleiter wohnt. Der Bergfried ist leider nicht mehr vorhanden; er
sollte 1968 abgerissen werden, brannte aber einige Tage vorher bis auf die
Grundmauern nieder.

Dr. Walther hatte sein eigenes Heilsystem und recht ungewöhnliche Heilmethoden
. Er war ein strikter Gegner der Liegekuren, weil er meinte, das
Herz gewöhne sich zu sehr an das Nichtstun und sei dann später den eigentlichen
Anstrengungen des Berufsalltags nicht mehr genügend gewachsen.
Außerdem würden sich die Patienten zu sehr ihr gegenseitiges Schicksal
klagen und sich so zu intensiv mit ihrer Krankheit beschäftigen. Deshalb
ließ Dr. Walther Wanderwege mit verschiedenen Steigungsgraden anlegen,
Holzbänke aufstellen und Wanderkarten an die Patienten verteilen. Er hatte
offensichtlich gute Heilerfolge. Seine Patienten kamen aus ganz Europa,
Engländer waren besonders stark vertreten, und alle fühlten sich wohl, denn
er kümmerte sich um alles und um alle. Er baute Kraftwerke zur Stromerzeugung
, ließ neue Gebäude errichten und intensivierte die Selbstversorgung
mit landwirtschaftlichen Produkten. Ein Großteil der Zimmer war damals
schon mit Duschen ausgestattet. Der Doktor nahm die Mahlzeiten inmitten
seiner bis zu 63 Patienten ein und teilte jedem aus, was er essen
mußte. Und wehe, wenn gegen die Ordnung verstoßen wurde, dann mußte
heimgefahren werden, so z. B. auch ein schottischer Geistlicher, der trotz
strikten Alkoholverbots sich Whisky schicken ließ und unter Büchern versteckte
. Dr. Walther fühlte sich eben persönlich für die Genesung verantwortlich
und verlangte daher von seinen Patienten absolute Einhaltung und
Ordnung9.

Dem Beispiel Dr. Walthers folgend, wurden noch vor der Jahrhundertwende
weitere Kuranstalten - diese allerdings im Dorf - gegründet, die ebenfalls
Lungenkranke aufnahmen. Das 1875 mit Erweiterungsbau für Gästezimmer
eröffnete Gasthaus „Linde" errichtete 1893 bereits eine Dependan-
ce, ein Kurhaus für Tbc-kranke Gäste, und 1898 eine weitere, das sogenannte
Doktorhaus10. Auch der „Stuben"-Wirt stellte seine Gasträume für
Patienten zur Verfügung, so daß die Wirte der „Linde" und der „Stube"
gleichzeitig Gastwirt und Kurhausbesitzer - allerdings in jeweils getrennten
Häusern - waren.

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