Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 254
(PDF, 105 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0254
Der damals in Nordrach - im heutigen Postamt - praktizierende Arzt Dr.
Karl Hettinger kaufte am 30. 09. 1896 von Schneidermeister Joseph Herrmann
im Gewann Schanzbach 4 Ar Hofreite nebst 2-stöckigem Wohnhaus
", ließ es abreißen und auf demselben Platz, dem Areal des heutigen
St. Georg-Krankenhauses, sein Privat-Sanatorium errichten, das er allerdings
schon 1905 an die Rothschild'sche Stiftung veräußerte.

In dieser Zeit bis zum Ersten Weltkrieg war der Gästeandrang zeitweise so
stark, daß Lungenkranke auch in den benachbarten Bauernhäusern untergebracht
waren. Die gut zahlenden Gäste kamen überwiegend aus England
und Frankreich, und zwar vor allem von Oktober bis April. Damals hatte
Nordrach eine nebelfreie Lage. Patienten, für die Davos zu hoch lag, kamen
deshalb gerne nach Nordrach.

Daß diese große Zahl von lungenkranken Patienten in Nordrach nicht
überall gern gesehen wurde, ersieht man z. B. in einem Schreiben vom
Großherzoglichen Bezirksamt Offenburg vom 18. 03. 190312, in welchem
der Nordracher Gemeinderat gefragt wird, ob die Aufnahme von Lungenkranken
in vorgeschrittenem Tbc-Stadium in Privatwohnungen der
Gemeinde nicht eine Gefahr für die Logie-Familie und den Ruf des
Kurorts darstelle. Der Gemeinderat meinte damals dazu, daß das nicht der
Fall sei, da solche Kranke kaum da seien und im übrigen ständig unter
Aufsicht eines Kurarztes stehen würden. In Gemeinderatsprotokollen
findet sich eine Erörterung dieser Angelegenheit allerdings nicht, so daß
die Antwort vom damaligen Bürgermeister evtl. auch gleich selbst gegeben
sein konnte.

Diese Schreiben vom Bezirksamt gehen bis zum Ersten Weltkrieg unvermindert
weiter. Dazu ein weiteres Beispiel: Am 15.05. 1911 werden die
Gastwirte Willmann (Stubenwirt) und Spitzmüller (Lindenwirt) folgendermaßen
angeschrieben: „Vonseiten des Großherzoglichen Bezirksarztes werden
wir erneut ersucht, darauf hinzuweisen, daß die Aufnahme von Lungenkranken
in Gasthäusern, ohne daß eine Absonderung stattfindet, wegen
der Ansteckungsgefahr unstatthaft erscheint. Wir machen Sie hierauf mit
dem Anfügen aufmerksam, daß wir, falls gleichwohl eine Aufnahme solcher
Kranker in Ihrem Gasthof stattfinden sollte, uns veranlaßt sehen würden
, die Unterbringung der Kranken der Landesversicherungsanstalt in
Nordrach zu untersagen. Ein Überhandnehmen der Lungenkranken dort-
selbst würde übrigens auch den Zuzug anderer Kurgäste und Sommerfrischler
in erheblichem Maße beeinträchtigen und es dürfte deshalb in
Ihrem eigenen Interesse gelegen sein, von der Aufnahme weiterer Lungenkranker
abzusehen"13.

254


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0254