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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 257
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ihn auch öfters finanzielle Sorgen, denn so mancher Patient aus unteren Bevölkerungsschichten
war bei ihm umsonst versorgt worden. Ehemalige Patienten
schlugen ihm zwar vor, mit englischem und amerikanischem Kapital
eine Gesellschaft zu gründen; doch bei diesem Geschäft wollte der überzeugte
Sozialist nicht gern mitmachen; sein Werk sollte insbesondere den
minderbemittelten Volksschichten zugutekommen. Vergeblich bot er seine
Heilanstalt zum Spottpreis von 200 000,- Mark der Stadt Offenburg an.
Doch die Landesversicherungsanstalt (= LVA) Baden zeigte Interesse; die
Tuberkulose hatte mittlerweile so überhand genommen, daß die LVA neben
ihren bisherigen Lungenheilstätten Friedrichs- und Luisenheim in Malzburg
-Maizell am Blauen im Kandertal eine weitere Kuranstalt brauchte. So
kam ihr das Angebot von Dr. Walther gerade recht, und für 300 000,- Mark
kaufte die LVA am 12. 09. 1908 das gesamte Sanatorium.

In den damals geheim gehaltenen, später aber von der LVA veröffentlichten
Erläuterungen für die Ausschußsitzung vom 20. 07. 1908 über den Ankauf
des Sanatoriums Nordrach-Kolonie heißt es u. a.: „Trotz der Vermehrung
der Betten in Friedrichsheim und Luisenheim ist die Beseitigung der Warteliste
bzw. die Abkürzung der Wartezeit (auf einen Platz in einem Lungensanatorium
) nicht zu ermöglichen, wenn nicht weitere Betten beschafft
werden. Auch die Räumlichkeiten in den Wirtshäusern von Nordrach-Dorf
stellen sich nur als Notbehelf dar. Die Lage Nordrach-Kolonie ist mitten im
Lande sehr günstig. Allerdings ist der Landweg von der Eisenbahnstation
Biberach 15,8 km lang, allein der Weg ist gut, beinahe eben und kann mit
Automobilwagen in einer halben Stunde zurückgelegt werden, ein noch
guter Automobilwagen ist im Kaufpreis eingeschlossen, ebenso 3 Pferde
mit Chaisen.

Die Lage von Nordrach-Kolonie ist vorzüglich, weites Tal, überall Staatsund
Gemeindewaldungen, Bergschutz gegen Ost, Nord und West, offen gegen
Süden, viel Wasser, große Wasserkraft für Licht, Heizung, Wäscherei
usw. Die Kolonie ist auch fern von Wirtschaften und fern von Gelegenheiten
, gegen die Kurvorschriften zu handeln. Die Gebäude, welche zur Aufnahme
von Kranken bestimmt sind, können durchweg als wenig umfangreiche
Pavillons bezeichnet werden; sie sind zerstreut in die nicht mit Gesträuch
und Bäumen bepflanzten Berghänge eingebaut. Von besonderer Bedeutung
ist die gewaltige zur Verfügung stehende Wasserkraft. Die Wasser
der zwei hier zusammenmündenden Täler Klausenbach und Glasloch sowie
des Lichtergrundes sind in eiserne Röhren weit oben gefaßt und auf drei
Turbinen geleitet. Die Wasserkraft schwankt zwischen 70 und 150 Pferdestärken
, je nach der Jahreszeit. Sie wird benützt zum Betrieb von drei
Dynamomaschinen, zur Wäscherei und zur Eisbereitung. Elektrisch ist
überall die Beleuchtung, in vielen Zimmern die Heizung usw. Schließlich

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