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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 266
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Die Gebäude dieser Heilstätte hat zunächst die SS in Besitz genommen und
zum SS-Mütterheim „Lebensborn" umfunktioniert25, einem Entbindungsheim
, in das die jungen Mütter etwa sechs Wochen vor der Entbindung kamen
und das sie etwa acht Wochen nach der Geburt größtenteils wieder
verließen. Es gab sogar ein eigenes Standesamt im Haus - mit dem Namen
„Standesamt Nordrach II"26. Der Verwalter im Lebensborn-Heim Schwarzwald
war in diesem neuen Standesamtbezirk gleichzeitig Standesbeamter,
die Oberschwester seine Stellvertreterin, was vom Minister des Innern am
18. 11. 42 genehmigt wurde: „Das vom Verein Lebensborn e. V. in München
in Nordrach betriebene Mütterentbindungsheim bildet mit Wirkung
vom Ol. 11.42 einen besonderen Standesamtbezirk". Mit Schreiben des
Landratsamtes Wolfach vom 05. 04. 1948 hat dieses Standesamt „Nordrach
II" mit dem Zeitpunkt der (französischen) Besatzung aufgehört zu bestehen27
.

Daß Ende des Krieges aber auch weiterhin Lungenkranke in Nordrach behandelt
wurden (z. B. im Kurhaus und im Sanatorium) ersehen wir aus einer
kreispolizeilichen Vorschrift für die Gemeinde Nordrach vom
26. 05. 1944, unterschrieben von Landrat Dr. Wagner. Darin heißt es: „Zur
Aufnahme ansteckungsfähiger Lungenkranker sind nur Heilanstalten und
Krankenhäuser berechtigt. Lungenkranke dürfen während der Kur Nordrach
nicht verlassen. Sie müssen besondere Postkurse benutzen oder privates
KFZ. Der Besuch von Gasthäusern ist für sie verboten. Spuckern
kann verboten werden, sich außerhalb des Sanatoriumgeländes zu bewegen
"28.

Als 1945 von der NSDAP der Befehl kam, die jüdischen Gräber oder Friedhöfe
zu zerstören oder unkenntlich zu machen, wurden auf dem Nordracher
Judenfriedhof zwar einige Grabsteine umgekippt, aber so, daß diese im Juni
1945 unschwer wieder auf die dazugehörenden Sockel zementiert werden
konnten.

Das SS-Mütterentbindungsheim bestand bis 15. 04. 1945, dann wurde es
„aus kriegsbedingten Gründen", wie es damals formuliert wurde, geschlossen
. Das Haus war nämlich nun von den Alliierten besetzt worden.
Während der ersten Zeit der Besetzung beherbergte das Haus Amerikaner.
Sie sollen viele Einrichtungsgegenstände beschädigt haben29.

Am 28. 06. 1945 teilte Amtsgerichtsrat Eisenmann, Karlsruhe, zuletzt Vertrauensmann
der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, mit, daß die
ehemalige Rothschild'sche Lungenheilstätte im Eigentum der Reichsvereinigung
stehe. Weiterhin teilte er mit, daß der langjährige Anstaltsarzt Dr.
Wehl mit jüdischem Personal und Insassen am 29. 09. 42 von der Gestapo

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