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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 267
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verschleppt worden sei, daß er das Nordracher Grundstück damals samt
Inventar an die Gestapo übergeben mußte, die es dem sog. Verein „Lebensborn
" in München überlassen habe, daß die rechtmäßige Eigentümerin weder
Miete noch Kaufpreis erhalten habe, daß er als Vertreter der jüdischen
Interessen in Baden bei den Franzosen Ansprüche geltend machen werde
und daß im Sinne der Baronin von Rothschild das Haus als Heim für die
dem Terror des sog. Dritten Reiches entgangenen alten, kranken und erholungsbedürftigen
Menschen jüdischen Glaubens dienen solle30.

Doch es kam anders. Zunächst diente das Sanatorium als Lazarett für französische
Soldaten, unter ihnen auch viele Marokkaner.

Von Juli 1947 bis Sept. 1948 war in diesem Haus das französische Kinderheim
„Pouponniere Francaise", also ein französisches Säuglingsheim, ein
Waisenhaus für Kinder „fremder Väter"31.

Die frz. Militärregierung hat mit Wirkung vom 15. 11. 49 das Kinderheim
aufgelöst. Die restlichen Besatzungskinder kamen später nach Frankreich,
manche auch nach Amerika, dort wurden sie dann adoptiert. In dieser Zeit
(1949/1950) verwaltete das „Landesamt für Kontrollierte Vermögen Baden
" Vermögen und Besitz der Rothschild'schen Stiftung.

Von diesem Amt wurde die Rothschild'sche Stiftung in Nordrach dem
Nordracher Bürgermeister - damals Jakob Oehler - in Zwangsverwaltung
unterstellt, auf Bitte des badischen Ministeriums der Finanzen am
26. 05. 1950 an Dr. Wachsmann, Baden-Baden, übergeben und dann von
Nathan Rosenberger in Freiburg übernommen. Im Zuge der Wiedergutmachung
kam es an die rechtmäßigen jüdischen Besitzer zurück. Ein Sohn
der Baronin Emma von Rothschild verkaufte die Heilstätte 1952 für
330 000 Mark an Tadeus Zajac, dessen erste Frau polnische Jüdin war, die
in der Hitlerzeit im Arbeitslager Zwangsarbeit verrichten mußte.

Tadeus Zajac aus Schömberg bei Calw beantragte schon am 05. 04. 52 die
Erteilung der Konzession zum Betrieb der ehemaligen Rothschild'schen
Lungenheilstätte für „nur leicht lungenkranke Patienten, wie im Sanatorium
und Kurhaus", wie er extra erwähnte. Am 15. Mai 1952 konnte der Heilstättenbetrieb
mit 130 bis 140 Patienten durch Herrn Zajac als Pächter
wieder eröffnet werden. Die Konzession zum Betrieb der Lungenheilstätte
an Tadeus Zajac vom 21. 08. 52 wurde am 06. 06. 53 vom Landratsamt
Wolfach zwar wieder zurückgenommen, doch nach einigem Hin und Her
haben die Eheleute Zajac durch den Kaufvertrag vom 16. 12. 53 nicht nur
die Grundstücke der Rothschild'schen Stiftung, sondern auch die Konzession
erhalten32.

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