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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 273
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gegen die Weimarer Republik stellte, deren Farben sie beispielsweise als
„Schwarz-Rot-Mostrich" diffamierte8.

Nach der anderen politischen Seite, nach links, grenzte sich das Reichsbanner
gleichfalls entschieden ab, so daß die KPD und deren Schutz- und
Wehrorganisation, der „Rote Frontkämpferbund", gleichermaßen als
Hauptgegner galten. Der politische Zweifrontenkrieg gegen „Kommunisten
und Monarchisten" wurde nach 1929 durch eine neue Frontstellung abgelöst
, nachdem die Nazi-Bewegung durch ihre wachsende Stärke und extreme
Republikfeindschaft auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Nazis und
Kozis" waren jetzt zu bekämpfen9, und vor allem um den aggressiven und
gut ausgebildeten SA-Trupps gegenüber bestehen zu können, schuf sich das
Reichsbanner mit den „Schutzformationen" („Schufo") eine eigene kämpferische
Eliteformation, die das republikanische Gegenstück zur SA bilden
sollte. Zum Ausbildungsprogramm der Schufo gehörten Wehr- und Schutzsport
, Marschübungen, Geländearbeit mit Orientierungskunde, Signaltechnik
und Nachrichtenwesen, Boxen, Jiu-Jitsu und Kleinkaliberschießen10.
Diese verstärkte Militarisierung, bei der die Beschaffung von Pistolen und
Handfeuerwaffen nicht ausgeschlossen war, zeigt, daß das Reichsbanner
sich ernsthaft auf einen Bürgerkrieg vorbereitete", bei dem die Nationalsozialisten
die Hauptgegner gewesen wären.

Der für die republikanischen Parteien katastrophale Ausgang der Reichstagswahlen
im September 1930, vor allem aber der spektakuläre Zusammenschluß
der „nationalen Opposition" in Bad Harzburg bewog das
Reichsbanner, zur Gründung der „Eisernen Front" aufzurufen, zu der sich
im Dezember 1931 die SPD, die freien Gewerkschaften, das Reichsbanner
und die Arbeitersportverbände als „rotes" Abwehrkartell gegen den Nationalsozialismus
zusammenschlössen12. Der Blutzoll, den die brutalen Zusammenstöße
und Straßenschlachten besonders im Sommer 1932 kostete
und der einen kaum mehr verhüllten Bürgerkrieg mit Terror und Gegenterror
signalisierte, wurde auch dem Reichsbanner abverlangt, dessen Kampfwillen
ungebrochen und das nicht gewillt war, den braunen Kolonnen die
Straßen zu überlassen13.

Mit dem „Preußenschlag", der von der Reichsregierung unter von Papen
veranlaßten Absetzung der sozialdemokratischen Regierung des Landes
Preußen am 20. Juli 1932, sahen viele Reichsbannerleute die Stunde aktiven
Widerstandes gekommen. In Berlin versammelten sich die Schufofüh-
rer, um „Befehle entgegenzunehmen", und auch andernorts befanden sich
Reichsbanner und Gewerkschaftler im Bereitschaftszustand, trafen sich
Schutzformationen auf den Sammelplätzen14. Um so enttäuschter und erbitterter
war die Reaktion, als „von oben" die Direktive kam, Widerstands-

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