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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 275
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So war auch der 30. Januar 1933, die Machtübertragung an Hitler, für die
Reichsbannerleitung nicht die Situation für gewaltsamen Widerstand. Als
bewußt „staatstreue" Organisation erschien es dem Reichsbanner zudem
politisch unmöglich, gegen eine „legal" eingesetzte Regierung zu Felde zu
ziehen, solange diese sich nicht zu ungesetzlichen Maßnahmen hinreißen
ließ. Diesen „ersten Schlag" wollte man abwarten, um dann zurückzuschlagen22
, doch waren nun die Voraussetzungen für einen offenen Widerstand
und bewaffnete Auseinandersetzungen weniger denn je gegeben: Dem
kämpferischen Pathos der Führung standen Zersetzungs- und Auflösungserscheinungen
des Verbandes entgegen - der nationalsozialistische Terror,
vor allem in Preußen, zeigte Wirkung - und selbst die treuesten Anhänger
zweifelten allmählich an Sinn und möglichem Erfolg aller Anstrengungen
und begruben, vor allem nach dem Reichstagsbrand, ihre Hoffnungen23.
Unmittelbar nach den März-Wahlen 1933 wurde das Reichsbanner dann
von einer großen Verbots- und Verfolgungswelle überrollt und in abgestufter
Reihenfolge in den Ländern aufgelöst, seine Führer kamen in Haft oder
flüchteten ins Ausland24.

Zur Forschungs- und Quellenlage

Bis heute ist die Arbeit von Karl Rohe über das Reichsbanner, der die Geschichte
und die Struktur dieses politischen Kampfverbandes umfassend
dargestellt hat25, die grundlegende Studie zu diesem Thema geblieben. Der
Autor stützte sich bei seinen Forschungen vor allem auf publizistische
Quellen (Presse, Organisationshandbücher und Broschüren), Rundschreiben
von Gauleitungen, Aufzeichnungen von Reichsbannerführern und die
Befragung vieler ehemaliger Mitglieder des Verbandes26. Was bisher nicht
bearbeitet worden zu sein scheint, ist das „Innenleben" des Reichsbanners,
das sich außer in den Vorstandsgremien vor allem in den einzelnen Ortsgruppen
abgespielt hat. Die Gründe für diesen Mangel sind einsichtig, da
diesbezügliche Unterlagen, so die Sitzungsprotokolle des Bundesvorstandes
, bereits nach dem 30.1.1933 verbrannt wurden, da Repressalien seitens
der Hitler-Regierung zu befürchten waren27. Auch die Unterlagen der Ortsgruppen
wurden spätestens im März 1933, als das Verbot des Reichsbanners
drohte, vielfach vernichtet oder „in Sicherheit gebracht"28, wenn sie
nicht bei den alsbaldigen Hausdurchsuchungen durch die neuen Machthaber
beschlagnahmt und von diesen dann zerstört worden sind.

Vor diesem Hintergrund dürfte es eine relativ einmalige Situation sein, daß
von der Ortsgruppe Schiltach im Schwarzwald des Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold einiges Material erhalten bzw. über die Jahre
1933-1945 und darüber hinaus gerettet worden ist. Dieser glückliche Um-

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