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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 295
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chung, auch an die Redaktion der sozialdemokratischen „Volkswacht" in
Freiburg geschickt146, die freilich selber am 16.3. letztmals erscheinen
konnte. Auch an die 73 Mitglieder ging ein vom Schriftführer G. Trautwein
verfaßtes Schreiben147, in dem der Beschluß, „die Ortsgruppe jetzt aufzulösen
" mitgeteilt und begründet wurde: „Überall im deutschen Lande wird
durch die Reaktion die Organisation des Reichsbanners verboten, so in
Braunschweig, Bayern etc. Da auch in Baden ein ähnlicher Befehl von Seiten
der neuen Regierung kommen wird" (er kam dann am 17.3.), „wollen
wir diesem zuvorkommen, um das Vermögen der Ortsgruppe der Beschlagnahme
zu entziehen." Jedes Mitglied erhielt 2,40 Mark ausbezahlt, bekam
aber auch die Mahnung: „Behaltet im Herzen das Banner Schwarz-Rot-
Gold, bleibt den Farben und der Republik im Herzen treu." „Ein letztes
Mal" wurde der Reichsbanner-Gruß „Frei Heil!", mit dem auch die Protokolle
unterzeichnet worden waren, unter ein Schriftstück gesetzt und damit
die Selbstauflösung der Schiltacher Ortsgruppe besiegelt. Dies war die
Konsequenz aus einer ausweglosen politischen Situation, in der nur noch
die Alternative zwischen sinnlosem Widerstand oder schmerzhafter, aber
ehrenvoller Selbstaufgabe bestand, bevor ein endgültiges Verbot die Organisation
und ihre Mitglieder der ganzen Willkür der neuen Machthaber aussetzen
konnte.

Ohne ein Nachspiel sollte für einige der Schiltacher Reichsbanner-Männer
ihr Eintreten für die bisherige Demokratie aber nicht bleiben. In der Nacht
des 19./20. März 1933 erfolgten unter der Mitwirkung Wolfacher SA-Leute
in mehreren Fällen polizeiliche Hausdurchsuchungen148, deren Ziel die Beschlagnahmung
der schriftlichen Unterlagen und der Fahne der Ortsgruppe
war. Während auf dem Speicher von F. Fieser die Fahnenstange gefunden
und wenige Tage später zusammen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen verbrannt
wurde149, war die Suche nach dem Banner erfolglos: G. Trautwein,
bei dem die „Fahnder" ebenfalls vorsprachen150, konnte ihnen glaubhaft
versichern, „daß die Fahne bereits verbrannt worden sei, und zwar durch
das ehemalige Mitglied des Reichsbanners Andreas Brüstle, Heizer bei der
Firma Karlin".

Der untersuchungsführende Oberwachtmeister verzichtete in diesem Fall
auf eine Durchsuchung, meinte aber warnend, „es wäre dumm, wenn er
mich und die anderen Funktionäre des Reichsbanners nach Wolfach bringen
müsse, falls sich die Fahne doch herausfinden würde".

Abb. links. Nach 1933: Die Hakenkreuzfahne auf dem Marktplatzbrunnen
symbolisiert das „3. Reich" auch in Schiltach.

Aufnahme: Sammlung H. Harter

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