Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 308
(PDF, 105 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0308
verheiratete Friedrich Leiser wandte sich nun der Frau aus Gengenbach zu.
1926 zog er nach Gengenbach25a.

Die Notlage hatte sich nach Ruths Wegzug immer noch nicht geändert, am
28. 9. 1924 stand es in der Stuttgarter „SONNTAGSZEITUNG": „Kurt Eisners
Witwe, Frau Else Eisner geb. Belli, lebt in Gengenbach (Baden) bei
ihrem alten Vater in bitterster Armut, da sie wegen eines Nervenleidens arbeitsunfähig
ist. Die Pension, die ihr die bayerische Regierung seinerzeit
bewilligt hatte, ist nämlich (im Gegensatz zur Unfallrente des Abg. Auer)
während der Inflation nie erhöht worden, so daß im Sommer 1923 das Porto
schon höher war als der monatlich übersandte Betrag. Seit damals erhält
Frau Eisner keine Pension mehr"26.

In der „Weltbühne" vom 20. I. 1925 wurde zu einer Sammlung für die
„Witwe in schwerer Not" aufgerufen. Der Herausgeber mahnte am 10. Februar
, „vielleicht erinnert sich der Herr Reichspräsident, daß er einmal Sozialdemokrat
gewesen ist, und tut auch was für die Witwe eines Sozialdemokraten
: Kurt Eisners"27. Die Sammlung habe bisher 251 Mark ergeben
und werde fortgesetzt.

In Heft 8 hieß es am 24. Februar, ein Rechtsanwalt sei „wie Viele, erschüttert
, daß für Kurt Eisners Witwe gesammelt werden muß" - er war aber
„wie Viele, außerstande, sich an der Sammlung zu beteiligen". „Dafür wollen
Sie wenigstens einen Rat beisteuern, der womöglich zu Geld gemacht
werden kann". Es war der Hinweis auf § 844 BGB. Er möge ihr den Prozeß
führen, riet Siegfried Jacobsohn. „Ihre Adresse ist: Frau Else Eisner, Gengenbach
in Baden". Die Leser der „Weltbühne" spendeten, entweder direkt
nach Gengenbach oder nach Berlin an die Redaktion. Dort gingen bis Anfang
April 1003,70 Mark ein, und die Sammlung wurde beendet28.

Das eingehende Geld war vielleicht der Grund, daß die Mutter Ruth wieder
holte. Diese kann sich nicht an Geldsendungen erinnern. Sie habe von
diversen Zahlungen - zum Teil ausdrücklich auf ihre Person bezogen -,
nichts erfahren29.

Man lebte nun zu fünft im „Haus an der Stirn". Freia war meist in Berlin
oder Wien. Leiser vertrug sich nicht mit ihr30.

Die Gengenbacher wunderten sich, wovon Leiser lebte, denn er ging keiner
erkennbaren Arbeit nach. Der Chronist K. B. hat über ihn festgehalten:

„Frau Eisner lebte mit einem SPD-Freund zusammen, dessen Arbeitszimmer
das ehemalige Pulverhisli war. Wovon er lebte wußte niemand. Die

308


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0308