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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 312
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Kempten am 28.5.31 mit der Begründung abgewiesen, eine Strafverfolgung
liege nicht im öffentlichen Interesse. Es sei nicht das Republikschutzgesetz
anzuwenden, da die Verfassung nicht verletzt worden sei. Ihre Beschwerde
hiergegen vom 5.6.31, in Offenburg abgesandt, änderte offenbar
nichts46.

Aus späteren Briefen ist zu erkennen, daß Anregungen und Ratschläge zu
den Prozessen von ihrem Freund Leiser stammten. Er sollte Jahrzehnte später
mit dieser Prozeßfreudigkeit noch zum Alptraum der Töchter werden.

Ein reicher Sozialist denkt national

Die finanzielle Situation war ursprünglich sehr gut. Das Amtsgericht Gengenbach
hatte am 16.11.20 wegen der elterlichen Gewalt über Ruth Eisner
angefragt, ob das Vermögen mündelsicher angelegt sei. Der „Vormund
Josef Belli, Prokurist aus Stuttgart", hatte die Schätzung einer Liegenschaft
in Frankfurt eingereicht: ein Mietshaus in der Albusstraße 28 war 162.670
RM wert, die Hälfte als Schätzwert immer noch erheblich. Von diesem Anwesen
hat seine Enkelin allerdings nie gehört47. Es ist angeblich mit den anderen
Vermögenswerten Josef Bellis in der Inflation abhanden gekommen.
Ausführlich schildert Else Eisner die Vorgänge in einem Brief an ihren ältesten
Bruder:

„Als im Jahre 1923 Vater und Mutter zu mir zogen und gleich darauf die Inflation
einsetzte und Vater mit seiner Pension nichts mehr anfangen konnte,
(so daß er eine Zeitlang sogar den „Volksfreund" herumtragen mußte) da
habe ich sehr viele Briefe aus Eisners Nachlaß für Devisen ins Ausland verkauft
, um überhaupt die Lebensmöglichkeiten der Eltern zu sichern.

Ich war damals dauernd bei Verwandten und Bekannten, um den Eltern
nicht zur Last zu fallen und habe auch Ruth ein paar Jahre zu einer Lehrersfamilie
nach Saulgau verbracht - immer in Rücksicht auf die Lage der Eltern
". Sie erwähnte, daß „Vater bei Ausbruch des Krieges auf der Stuttgarter
Sparkasse ungefähr 94 000 M gehabt hat, lt. Ausweis der Stuttgarter
Sparkasse, und daß er nach dem Kriege das Geld auf die Württ. Vereinsbank
getragen hat, um mehr Zinsen zu erhalten. (...) nicht ein Pfennig von
dem Geld gerettet werden konnte. Den Rat Kurt Eisners, sein Geld in die
Schweiz zu bringen, wo er ja Verwandte habe, hat Vater nicht befolgt, da er
ja mit einem Siege Deutschlands rechnete"48.

Der Großvater Joseph Belli überlebte die Querelen nicht lange. In einem
Brief vom 13.9.27 an Freia schrieb ihre Mutter, er sei am 19. August an Ge-

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