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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 321
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Eitel Harmonie anscheinend, wäre da nicht immer noch Leiser93. Freia
sollte durch eine Hypothekenbestellung laufend von der Stadt Gengenbach
monatlich ab 1953 50 - DM erhalten. Da kam ein Brief aus Offenburg vom
3.7.53, die Hypothek sei widerrechtlich94.

Zwischendurch wandte sich das Bürgermeisteramt am 5.6.57 an den Ministerialrat
Leiser in Freiburg: er möge sich um die Sicherung des Zaunes am
Grundstück Eisner kümmern95.

Leiser hatte durch Rechtsanwalt Dreyer eine Zwangsversteigerungsanordnung
des Amtsgerichts Gengenbach vom 9.1.1953 erwirkt953, „zum
Zwecke der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft". Freia entgegnete
am 28. 1. 1953 im Notariat Gengenbach, laut dem eigenhändigen Testament
ihrer Mutter könne ein „Verkauf der Hinterlassenschaft nur bei voller Übereinstimmung
der drei Erben erfolgen". Die Schwestern bemühten sich, den
finanziell erheblich besser gestellten Miterben abzufinden, „sobald wir die
Mittel zur Verfügung haben". Aber den mittellosen Schwestern hatte die
Sparkasse Gengenbach am 26.1.1953 einen Kredit abgelehnt, und Freia
lebte noch immer in der Notwohnung95b. Sie setzte von dort weiter alle Hebel
im Kampf um das Erbe in Bewegung, um den Störenfried, der auch
noch auf den Papieren Kurt Eisners saß, auszuschalten. Am 3.7.58 schrieb
ihr die Jüdische Gemeinde zu Berlin, Herr Galinski könne „nur im Land
Berlin helfen"96.

Genauso erfolglos war sie bei ihrer Bundestagsabgeordneten. Frau Martha
Schanzenbach (SPD) lehnte in Bonn am 5.3.53 Hilfe gegen Leiser ab. Mitfühlender
war dagegen die Tochter von Bellis altem Kampfgenossen Adolf
Geck, Rohtraud Weckerle-Geck. Am 12.7.52 schrieb sie aus Offenburg
ihre Einschätzung: „In diesem Deutschland wird man dem ,LandesVerräter'
Kurt Eisner nicht gerne ein literarisches Denkmal setzen"97.

Die Bemühungen um die Herausgabe von Eisners Werk hatten Jahre vorher
begonnen. Aus Bern hatte der Sozialist Eduard Weckerle am 30.7.51
Freia mitgeteilt, der Name (Leiser) „strahlt ja nun wirklich wenig Glanz
aus; vielmehr verliert sie (seine Person) sich im gleichen Zwielicht, das
Ihre Mutter umgibt". Es gebe von der Schweiz aus „größtes Interesse,
Kurt Eisner wieder zum Leben zu erwecken, da er eine der ganz wenigen
Gestalten aus dem Deutschland der Kriegszeit 1914-1918 ist, auf die man
hier mit ungetrübtem Stolz blickt und die gerade der jetzt in Deutschland
heranwachsenden Jugend als leuchtendes Vorbild zu dienen geeignet
wäre". Der Nachlaß solle mit einer Biografie verbunden werden - „man
hungert hier förmlich nach einem solchen Werk". Er bezweifelt aber die
Tauglichkeit dessen „was Ihre Mutter angefangen oder hinterlassen hat".

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