Freiburger historische Bestände - digital

Der grüne Strahl von Straßburg

Zur Physik, zur Symbolik und zum geistesgeschichtlichen
Hintergrund eines Lichtphänomens.

Martin Ruch: Der grüne Strahl: Lichtzauber im Straßburger Münster?
(S.360-396)

Franz Hutter: Physik und Physiologie im Zusammenhang mit der Farbe
Grün. Ergänzender Kommentar aus der Sicht eines Physikers. (S. 396-399)

Der grüne Strahl: Lichtzauber im Straßburger Münster?
Martin Ruch

„Der geheimnisvolle grüne Strahl im Straßburger Münster ist zum Herbstbeginn
am 23. September wieder sichtbar. Ab 12.24 Uhr mittags wandert
dieser Sonnenstrahl, der allerdings nur bei wolkenlosem Himmel sichtbar
ist, in einem perfekten Halbkreis im Innern des Münsters bis zum Christuskopf
über der Kanzel. Seine grüne Farbe erhält der Strahl durch den grünen
Schuh des Jacobsohnes Juda, der in einem Mosaikfenster des südlichen
Seitenschiffes verewigt ist. Dieses Phänomen, das erstmals 1984 von dem
Straßburger Ingenieur Maurice Rosart beschrieben wurde, ist etwa sieben
Tage lang für die Dauer von 20 Minuten zu sehen. Nach Angaben von Rosart
ist nicht bekannt, ob dieses Schauspiel ein Zufall ist oder von den mittelalterlichen
Baumeistern des Straßburger Münsters beabsichtigt wurde" (Offenburger
Tageblatt 21./22.9.1991).

Korrektur

Die Pressemitteilung ist nicht korrekt: Das Glasfenster mit dem Jakobsohn
Juda befindet sich nicht im südlichen Seitenschiff, sondern auf der nach Süden
gerichteten Fensterseite des Hauptschiffes. Dieses ist vertikal dreigeteilt
: Über den Arkaden, die das Hauptschiff zu den Seitenschiffen öffnen,
verläuft beidseits eine Galerie mit Glasfenstern, ein sogenanntes Triforium,
darüber sind die Obergaden ausgeführt, die großen Fenster des Hauptschiffes
.

Im Süden, von der Kanzel aus gesehen, (das Münster ist nicht exakt ge-
ostet, Süden also nicht unmittelbar gegenüber, sondern leicht nach rechts!),
leuchtet oben im Triforium (Abb. 1) das besagte Fenster: Juda steht in einer

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