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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 368
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tektur im Mittelalter, z. B. des Klosters der Romanhandlung und seiner
achteckigen Bibliothek, und er versucht, dem Leser die symbolische Bedeutung
der dazugehörigen Skulpturenwelt zu öffnen.

Und im Oktober 1991 berichtet das Magazin „Der Spiegel" von neuen
„Entdeckungen" über die Geheimnisse der um 1250 entstandenen (also
etwa zur selben Zeit wie das Straßburger Hauptschiff!) Stauferburg Friedrichs
EL, Castel del Monte in Süditalien. „In der geometrischen Formelsprache
von Castel del Monte soll Friedrich II. allerlei Hinweise auf andere ihm
wichtige Orte und Bauwerke versteckt haben: auf Chartres und die Kathedrale
Notre-Dame, auf Jerusalem und den Felsendom. (...) Die apulischen
Forscher behaupten, daß die Burg wie ein gigantischer Sonnenkalender in
die Landschaft gesetzt wurde, wobei die Schatten der Mauern auf dem Umkreis
des Achtsterns präzise den Ablauf des Jahres markieren - eine Demonstration
der weiten astronomischen Kenntnisse, über die der Gelehrten-
Kaiser verfügte"16.

Das technische Know how zur Erzeugung des Lichtstrahles präzise zur
Tag- und Nachtgleiche war also vorhanden.

Ein eindeutiger Sinn lag in diesem bewußten Einsatz von Wissen und dessen
Realisierung mit Hilfe der technischen Lösung. Denn alles hat schließlich
jenes Gebot des Kirchenvaters Augustinus zu erfüllen: „Der Bau aus
Stein, in dem die Kirche ihre Kinder versammelt, deutet in seiner irdischen
Gestalt auf den ewigen Tempel des himmlischen Jerusalems hin". Alles ist
nicht nur reale Erscheinung, sondern auch Symbol, Träger weiterer und tieferer
Bedeutung. Das Stoffliche als Anstoß und das Licht als Vehikel der
Erkenntnis: 1140 ließ Abt Suger an die Pforte der Abtei von St. Denis folgende
Inschrift meiseln: „Der blinde Geist steigt auf zur Wahrheit durch
Vermittlung dessen, was stofflich ist; sieht er das Licht, steigt er aus seiner
früheren Versenkung auf.

Mystik und Scholastik

Die Jahrzehnte um die Zeit des Langhausbaues in Straßburg bilden eine
Epoche großer Unruhen in der Politik wie im geistlich-religiösen Leben.

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts war das Stauf erreich untergegangen, es
folgte die kaisertose Zeit des Interregnums. Die Fürstentümer wurden
selbständiger. Neben sie traten aber auch mit wachsender Macht die Städte,
die teilweise selbständig genug wurden, um ihre Stadtherren zu vertreiben
und die Hohheitsrechte selbst auszuüben. Hier in den Städten verdrängten

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