Freiburger historische Bestände - digital

ein mächtiges Faß, aus dem der edle Rebensaft verzapft wurde und eine ungeheuere
Menge von Menschen beiderlei Geschlechts füllte die weiten
Räume"55.

Faszination durch Unvorhersehbares, derb-fröhlicher Jux, das Spiel mit
eindrucksvollen Tricks sogar, alles war erlaubt „ad majorem dei gloriam"
(und ist zudem von anderen Religionen, von Mysterienkulten ebenfalls bekannt
), war begründet in dem Bemühen, den Menschen auf die Realität
Gottes zu verweisen.

Merkwürdige Sachen, so im Münster zu finden ...

Noch im 18. Jahrhundert gab es Leute, die das Straßburger Münster als Träger
und Vermittler einer Fülle von Besonderheiten ansahen, und das nicht
nur auf der architektonischen oder skulpturalen Ebene. Und sie legten größten
Wert darauf, der Nachwelt diese Dinge zu überliefern. Ein anonymer
Autor von 1732 hat ein Buch diesem Thema gewidmet. Vorweg gesagt: Der
grüne Strahl ist dem Autor nicht bekannt gewesen. Aber die Einstellung
zum Münster als einem vielschichtigen Bedeutungsträger und unerschöpflichem
Reservoir an kunstvollen Phänomenen ist doch Grund genug, des
„Straßburger Münster- und Thurnbüchleins" hier zu gedenken:

„Die Verfertigung des Büchleins zieht eigentlich dahin, damit die merck-
würdige Sachen, die sich allda befinden und mit so großem Fleiß, Eyffer
und Unkosten dahin gethan worden, nicht in Vergessenheit kommen und
damit der gemeine Mann auch wisse gründlich davon zu reden"56. In der
Tat sind die Informationen des Buches gründlich und genau. Es weiß noch
sehr wohl, daß im Münster alles unter dem Aspekt der Verkündigung der
kirchlichen Dogmen zu sehen ist. Durch die „Fenstergemähl" etwa „werden
uns die fürnemste Geheimnisse des christlichen Glaubens wie auch die
Wunderwerke Christi vorgebildet"57.

Theologische Legitimation

Eine Begründung und Absicherung derartiger Beeinflussung durch
Rohraff, mechanisches Wunderwerk oder den grünen Strahl hatte Albertus
Magnus, der scholastische Gelehrte (und er hatte dabei wieder seine Vorgänger
), gegeben, denn:

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