Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 386
(PDF, 105 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0386
reicht, möchte man meinen, eigentlich nicht aus. Im Inneren der Kirche
müßte ein bedeutendes Kultobjekt der Marienverehrung und -anbetung
vorhanden sein. „Haar von der heiligen Jungfrau Maria", eine nach der
Königshovener Chronik angeblich von Karl dem Großen aus Rom für
Straßburg mitgebrachte Reliquie59, auch das wäre wohl noch etwas wenig
gewesen, spricht aber bereits für eine zentrale Rolle des Marienkultes in
Kirche und Stadt.

Doch die Geschichte der Kirche darf hier nicht vergessen werden: nicht
nur die Französische Revolution, vor allem die Reformation haben das Innere
und die Ausstattung des Münsters stark geprägt. Schließlich war es
von 1529-1681 ein evangelisches Gotteshaus, war die klassische katholische
Bild- und Skulpturenwelt also aus ihm entfernt: „Das künstlich traurig
Marienbild" wurde auf Lichtmeß 1525 aus dem Münster getan und
überhaupt im Dezember „alles Katholische weggeräumt"; 1526 „auf
Otiliae that man das gross gülden creutz hinder dem altar hinweg und den
grossen Christoffel, der was 36 schue hoch, mußte man ihm bede füss abnehmen
..."60.

Der Chronist von 1525 belegt also immerhin „das künstlich traurige Marienbild
" für das Innere des Münsters. Eine andere Chronikstelle setzt das erste
Auftauchen dieses Bildes ins Jahr 1365, eine andere auf 1404: „Im Jahr
1404 kam ein künstlich Marienbild her von Prag aus Böhmen, sollten die
Junckherren von Prag gemacht haben, man nennete es das traurige Marienbild
. Das schenckte Conrad Franckenburger des Frawen Wercks Polierer
dem Werck, das war mit großen Ehren ins Münster gesetzt, man machte ein
Tabernakel darüber, kost 60 fl Pfennige. Man hat das Bild sehr besucht um
seiner Traurigkeit willen, und viele Opfer dahin gegeben"61.

Über den weiteren Ort des Bildes sagt das Münsterbüchlein von 1732:

„Im Jahr 1404 ist in der großen Münster Saul unter der großen Orgel für das
traurige Maria-Bild von Conrad Frankenberger eine Stellung eingehauen
worden. Im Jahr 1523 ist das Maria-Bild hinweggethan und die Stellung
mit einer steinern Blatten zuegemacht und anstatt der Lobspruch Maria ist
dieser lat. Spruch eingehauen worden: Deum tuum adorabis et Uli soli ser-
vies" (= Bete Deinen Gott an und diene ihm allein)62.

1525 wurde das Bild oder die Skulptur geräumt: „Am andern Tag bringen
sie dass man das Mariabild in der Capellen by nacht hinweg thunb soll und
ein crucifix an die stat stellen. Erkt. das bild by nacht hinweg thun und ein
blo tafeln für die kapffs machen, und daruff mit güldenen buchstaben schri-
ben: Allein got die er, oder Gloria in excelsis Deo (1525)"63.

386


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0386