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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 404
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tig verfolgte das Kloster politische Ziele. In einem seit dem 16. Jahrhundert
währenden Streit um die Landeshoheit gegen die Markgrafschaft Baden
versuchten die Schwarzacher Äbte des 18. Jahrhunderts für das Kloster das
Privileg der Reichsunmittelbarkeit, also den Status eines souveränen eigenen
Reichsfürstentums anzustreben3; die Äbte beanspruchten den Titel
„Reichsabt"4. Der Streit wurde schließlich außer in einem 70jährigen Prozeß
vor dem kaiserlichen Kammergericht in Wetzlar ganz offensichtlich
auch auf dem Feld der Baukunst ausgetragen: Der repräsentative Ausbau
des Klosters zu einem Abteischloß ist nichts anderes als eine öffentliche
Demonstration von stolzem und unabhängigem Machtanspruch.

Unter Abt Bernhard Steinmetz (1711-29) wurde begonnen, die mittelalterlichen
Klosterbauten neben der Kirche vollständig durch einen großartigen
Neubaukomplex zu ersetzen. Mit dem Entwurf beauftragte man den Vorarlberger
Baumeister Peter Thumb (1681-1766), der bereits für mehrere Abteien
rechts und links des Rheins ähnliche Neuanlagen geschaffen hatte.
Von vorarlberger Bautrupps wurde von 1723 bis ca. 1732 südlich der Klosterkirche
ein großzügiger dreiflügeliger Konventsbau errichtet, wobei die
alte Kirche selbst als vierter Flügel den Innenhof abschloß. (Abb. 1) Die
südliche Querhausapside mußte zugunsten eines Erschließungsbaues mit
Sakristeifunktion zwischen Kirche und neuem Ostflügel weichen. Daß ursprünglich
eine noch viel größere Gesamtanlage unter Einbeziehung der
großzügig umgebauten romanischen Klosterkirche beabsichtigt war, belegen
erhaltene Planvarianten5. Wahrscheinlich ist, daß die überlieferten
massiven Aufstände der Schwarzacher Klosteruntertanen gegen erhöhte
Baufrohndienste zwischen 1721 und 1729 eine Vollendung der Gesamtplanung
und damit den Kirchenumbau zunächst undurchführbar machten6. Immerhin
bestanden bereits detaillierte Entwürfe zur Neugestaltung der Kirche
. Von 1727 datiert ein nicht realisierter Vertrag mit dem Tessiner Stuck-
ateur Johan Baptist Clerici und dessen Sohn Josef Maria, nach dem geplant
war, die Kirche u. a. mit „60 Pilastern mit allen ihren Hauptgesimsen und
Architrav, auch allen Kapitalen samt Schaftgesims und Postamenten bis auf
den Boden, mit Aposteln (...)" auszuschmücken7. Auch waren Seitenschiffemporen
vorgesehen, unter denen man je 12 Kapellen einzurichten
plante. Daß auch das Kirchenäußere verändert werden sollte, zeigen aufwendige
Projekte mit der Westseite vorgeblendeten barocken Ein- und
Zweiturmfassaden8. Zunächst wurden stattdessen mit dem Chorgestühl,
dem Rufinaschrein, einer Chororgel und der Orgel auf der ebenfalls neuen
Westempore sowie einem Chorgitter und dem großen neuen Hochaltar nur
einzelne Ausstattungsstücke erneuert. Erst ungefähr 30 Jahre nach Abschluß
des Konventneubaues scheinen auch größere bauliche Veränderungen
der Klosterkirche möglich geworden zu sein. 1765 begann unter Abt
Anselm Gaukler (1761-90) der Umbau der Kirche9, der offensichtlich in

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