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nämlich ein von gekünstelter Zivilisation noch unverstelltes heroisches
Zeitalter heraufbeschworen und zur Darstellung gebracht wird. Diesem
Rückgriff auf eine vermeintlich unverfälschte Vorzeit entspricht auf einer
anderen Ebene die idealtypische, quasi-religiöse Verehrung der kindlichen
Einfalt, die als Ausdruck eines unbewußten Naturzustands die Reinheit einer
früheren Lebens- und Kulturstufe symbolisiert. Bildliche Darstellungen
von Kindern, die sich in einem Reigen vereinen und die Weise der Natur
auf ihren Lippen tragen, sind Ausdruck des in die Krise geratenen individuellen
Ichs, das durch die Sehnsucht nach einer Art von kollektivem Es den
Ausstieg aus dem eigenen Bewußtsein anstrebt. Wie schon bei Philipp Otto
Runge treten diese Motive bei Sandhaas in der Nachbarschaft von rankenden
Pflanzenarabesken auf, die die Steigerung des rein Kindlichen zu einem
, als höchste Stufe vollendeten Lebens verstandenen, rein pflanzenhaften
Vegetieren versinnbildlichen.
Aber nicht nur für den Kunsthistoriker, sondern auch für den Literaturwissenschaftler
stellt sich das Phänomen Carl Sandhaas als Herausforderung
an die Forschung dar, insofern nämlich seine Biographie als Stoff für eine
ganze Reihe von literarischen Verarbeitungen unterschiedlichster Ausprägungen
verwendet worden ist. Es handelt sich dabei um einige romantische
Gedichte von F. M. Hessemer, die sich mit der Künstlerproblematik befassen
und die Episoden aus dem Leben seines Freundes Carl Sandhaas zum
Gegenstand haben. Weiterhin ist eine epische Verarbeitung des Sandhaasstoffes
von Julius Allgeyer aus dem Jahre 1854 (veröffentlicht 1959) zu
nennen, bevor Heinrich Hansjakob mit seiner Prosaerzählung „Der närrische
Maler"4 in einer Mischung aus Fiktion und historischer Detailtreue die
bekannteste Version des Stoffes liefert. Sie ist dann auch Ausgangspunkt
für weitere literarische Umsetzungen, nämlich durch Georg von Oertzen in
dem Gedichtband „Auf Schwarzwaldwegen" von 1896, durch Fritz Droop
in seiner expressionistischen dramatischen Dichtung „Maler Sandhaas" von
1924 und schließlich durch Erwin Moser in seinem Heimatspiel „Der närrische
Maler".
Während also eingehende kunsthistorische und literaturwissenschaftliche
Untersuchungen zu Carl Sandhaas noch ausstehen, ist eine bescheidene,
aber anhaltende Forschungstradition zur Biographie des Künstlers seit dem
Erscheinen der Erzählung Hansjakobs zu verzeichnen5. Insbesondere die
Arbeiten von Martin Ruch, der Krankenakten aus der Irrenanstalt Illenau
ausfindig gemacht hat, und von Manfred Hildenbrand, der die Frage des
Geburtsortes von Carl Sandhaas und der Vaterschaft J. B. Seeles geklärt
hat, eröffnen einen neuen und grundlegenderen Blick auf die Vita dieses
Künstlers. Im folgenden sollen einige weitere Mosaiksteine vor allem aus
der entscheidenden ersten Schaffensphase von Carl Sandhaas, die zwischen
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