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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 444
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gleich beispielsweise die Einkommen der Professoren auf der Landesuniversität
in Gießen heran, so schneidet die Mehrzahl der Gelehrten schlechter
ab, und im gesamten Großherzogtum gab es kaum 2500 bis 3000 Personen
, die diesen Standard überhaupt erreichten23. Rechnet man das sicher
ebenfalls nicht unbeträchtliche Schauspielerinnengehalt von Julie Sandhaas
hinzu, dann kommt man zu dem Schluß, daß die Familie des Hof- und
Theatermalers Joseph Sandhaas sich dem wohlsituierten, gehobenen Darmstädter
Bürgertum zurechnen durfte, was auch die vornehmen Adressen der
Familie in den Darmstädter Adreßkalendern unterstreichen. Von den drei
Kindern, die aus der Ehe mit Julie Franck hervorgingen, verstarb eine Tochter
früh; die Söhne Georg und Carl August wurden Juristen, letzterer Advokat
in Darmstadt, ersterer Professor und juristischer Schriftsteller in Gießen
und Graz.

Ob der junge Carl Sandhaas vor seinem ersten Aufenthalt in Darmstadt,
also vor 1815, sich bereits unter der Obhut seines Onkels zum Maler ausbilden
ließ, wie in der Sandhaas-Literatur gelegentlich vermutet wird, ist nicht
mehr nachweisbar. Die enge familiäre Verflechtung mit der Darmstädter
Theaterwelt hat aber nach 1815 durchaus ihren Niederschlag in der künstlerischen
Entwicklung des talentierten jungen Mannes gefunden. Zwar ist ein
unmittelbarer Einfluß der Arbeiten seines Onkels für die Theaterbühne auf
Carl Sandhaas nicht feststellbar, wie Schmider (S. 11) meint, doch die Behauptung
, in den erhaltenen Zeichnungen sei auch nicht die geringste Spur
der Theatermalerei zu entdecken, ist dahingehend zu modifizieren, daß sich
in den Zeichnungen und Aquarellen zahlreiche Anspielungen auf literarische
Stoffe finden, die zu einem nicht unerheblichen Teil aus den aktuellen
Inszenierungen des Darmstädter Theaters hervorgegangen sind. Sicher sind
es nicht so sehr die Dekorationen als vielmehr die szenische Darstellung
einzelner auf dem Theater dargestellter dramatischer Höhepunkte, die Carl
Sandhaas interessieren und die er als Motive für seine Arbeiten verwendet.
Die Nähe zur Darmstädter Theaterwelt verrät schließlich auch das Porträt
des bereits erwähnten Schauspieldirektors Grüner, das in der Autobiographie
von Georg Gottfried Gervinus abgebildet ist24. Mit einiger Sicherheit
kann man vermuten, daß unter den nichtidentifizierten Porträts von Carl
Sandhaas sich weitere Darstellungen von Personen aus der Darmstädter
Theaterwelt befinden.

Die bemerkenswerte Kunstfertigkeit, die Carl Sandhaas schon früh auf dem
Feld der Porträtzeichnung ausbildete, ermöglicht es uns heute, neben dem
Theaterumfeld einen zweiten Schlüsselbereich für seine konzeptionelle Bewußtseinsbildung
zu erschließen. Mehrere Porträts von radikalen Vertretern
der hessischen Verfassungsbewegung aus dem Kreis der sogenannten
Gießener und Darmstädter „Schwarzen" zeigen, daß Sandhaas und einige

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