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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 449
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von Lützen, Bautzen und Leipzig und nach dem Frontwechsel Hessen-
Darmstadts am Frühjahrsfeldzug 1814 gegen Frankreich teil. Im Oktober
1814 bezog Schulz erneut die Landesuniversität in Gießen und machte die
Bekanntschaft der Brüder Karl und Adolf August Ludwig Folien. Als Napoleon
1815 erneut nach der Macht in Frankreich griff, mußte Schulz das
Studium abbrechen, nahm an der Schlacht bei Straßburg im Juni 1815 teil
und kehrte zum Garnisonsdienst nach Darmstadt zurück, wo er sich der
Verfassungsbewegung anschloß und sich zum Sozialrebellen entwickelte.
In seinem sozialen Umfeld gehörte Schulz zu den wenigen, die, ohne die
Bedeutung der nationalen Frage zu leugnen, sich das antiaufklärerische
Ideengut der politischen Romantik nicht zu eigen machten und die materiellen
Bedürfnisse und Interessen der ländlichen und städtischen Unterschichten
im Blick behielten. Statt Individualterror zu propagieren, hielt er
es für notwendig, mit der Aufklärungsarbeit unter den notleidenden Bauern
und Kleinbürgern in Hessen zu beginnen. Diesem Zweck sollte, neben anderen
von ihm verfaßten Flugschriften, sein „Frag- und Antwortbüchlein
über allerlei, was im deutschen Vaterland besonders Not tut" von 1818 dienen
, mit dem er seine Karriere als politischer Publizist einleitete. Im Zuge
der Demagogenverfolgung wurde er im Oktober 1820 wegen Hochverrats
vor ein Kriegsgericht gestellt, wurde jedoch aufgrund einer Konzessionsentscheidung
freigesprochen und aus dem Militärdienst entlassen. Da es
ihm wegen seiner politischen Vergangenheit nicht gelang, eine von ihm angestrebte
Stellung im Justizdienst zu erlangen, wandte er sich wieder der
Schriftstellerei und Publizistik zu. Wegen verschiedener aufrührerischer
Schriften wurde er im Herbst 1833 erneut vor ein Darmstädter Kriegsgericht
gestellt und zu fünfjähriger schwerer Festungshaft verurteilt, die er im
August 1834 im Schloß Babenhausen in der Nähe von Darmstadt antrat.
Ende 1834 gelang ihm aber bereits mit der Unterstützung seiner Frau die
Flucht, die in seinem Buch „Briefwechsel eines Staatsgefangenen mit seiner
Befreierin" ausführlich beschrieben ist. Er konnte sich nach Straßburg
absetzen und zog später nach Zürich. In beiden Städten hatte Schulz engen
Kontakt mit zahlreichen deutschen politischen Flüchtlingen, darunter Freiligrath
, Herwegh und Georg Büchner, bei dessen Todeskampf ihm das Ehepaar
Schulz aufopferungsvoll zur Seite stand. Der Tod des Pfarrers Ludwig
Weidig, eines Mitstreiters Büchners, in der Untersuchungshaft in Darmstadt
war der Anlaß für Schulz, in einer Veröffentlichung auf die mysteriösen Umstände
dieses Todesfalls aufmerksam zu machen. Die heftigen Angriffe gegen
die großherzoglich-hessische Regierung gipfelten in dem Vorwurf des
Justizmordes. Das Werk löste eine außerordentliche Sensation und heftige
Polemik aus; u. a. nahm es der Wortführer der badischen Liberalen Karl
Theodor Welcker zum Anlaß, die deutschen Regierungen zur Modernisierung
der Strafverfolgung und Rechtsprechung aufzufordern. Als wirkungsvoller
politischer Schriftsteller war Schulz bis zu seinem Lebensende aktiv.

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