Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 458
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zunächst nach Nürnberg und wurde dann 1824 Leiter der Herderschen
Kunstanstalt in Freiburg, welche Position er ein Jahr begleitete. Daraufhin
ging Barth nach Frankfurt am Main, wo er an derselben Privatschule unterrichtete
, an der auch später Gervinus angestellt wurde. In dieser Zeit versorgte
er Sandhaas mit zahlreichen Aufträgen. In den letzten zwei Jahrzehnten
arbeitete Barth am Bibliographischen Institut in Hildburghausen.
Seit dem tragischen Unglücksfall, der zum Tod Karl Philipp Fohrs geführt
hatte, hatte Barth mit dem Wahn zu kämpfen, er werde von den Jesuiten
verfolgt, und die Zerrüttung seines Geisteszustandes nahm gegen Ende seines
Lebens in einem Maße zu, daß Jakob Feising sich veranlaßt sah, Barth
nach Darmstadt zu holen, mit der Hoffnung, der Kranke könne sich hier
wieder beruhigen. Schließlich sah Feising sich aber doch gezwungen, ihn
nach Hildburghausen zurückzubringen. Auf der Rückreise stürzte sich
Barth trotz aller Vorsicht Felsings aus dem Oberstock eines Gasthauses in
Guntershausen, einem Ort in Kurhessen. Man brachte den Schwerverletzten
nach Kassel in ein Krankenhaus, wo er nach fast einem Monat an den
Folgen der Verletzungen starb.

Von den Arbeiten, die während dieses ersten Freiburger Aufenthaltes von
Carl Sandhaas angefertigt wurden, hat man bisher eine lavierte Sepiazeichnung
mit der Ansicht von Schopfheim, eine Bleistiftzeichnung der St.-Os-
wald-Kapelle im Höllsteig, die auch als Federzeichnung erhalten ist, sowie
das Porträt eines Mädchens zuordnen können37. Allerdings dürften die zahlreichen
Skizzen und Studien nach Motiven aus dem Nibelungenlied, dem
„Faust" und dem „Götz von Berlichingen" von Barth angeregt worden sein,
denn Barth selbst hatte unter dem Einfluß von Peter Cornelius, zu dessen
Künstlerkreis er bereits 1811 in Frankfurt am Main und nachher in Rom
zählte, in Freiburg erneut begonnen, sich mit solchen Themenstellungen zu
befassen. Außerdem muß Sandhaas einige Blätter nach Shakespeares
„Sommernachtstraum" angefertigt haben, von denen zwar nur eine kleine
Skizze erhalten geblieben ist, die aber so gut ausgearbeitet gewesen sein
müssen, daß sie ihm ein Jahr später in München die Anerkennung der dortigen
Kunstwelt eintrugen. Vielleicht war Sandhaas auch dabei, als Barth in
der Nähe von Freiburg in der Schloßkapelle des Grafen von Kageneck zwei
kleine Andachtsbilder entdeckte, die dort, von niemandem beachtet, „unter
alten Scharteken" hingen. Barth, der diesen „Segnenden Christus" und diese
„Betende Madonna" für unbekannte Werke Holbeins hielt, begann an
Ort und Stelle mit dem Kopieren der Bilder und bewegte den Heidelberger
Verleger Winter, die Originale zu erwerben. Die Sensation, die die Entdeckung
der Bilder bei Barth auslöste, war so groß, daß er sich die kommenden
sechs Jahre eingehend mit ihnen auseinandersetzte. Um sich ausschließlich
den Bildern widmen zu können, gab Barth seine Stelle in Freiburg
auf.

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