http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0475
Hoch auf dem Tannenberge, da ist ein schwarzer See
Der Mummelsee in Sage und Dichtung
unter besonderer Berücksichtigung der
Mummelsee-Kapitel im Simplicissimus-Roman
von J. J. Chr. von Grimmelshausen
Götz Bubenhofer
Lacus Mirabilis, Wundersee1, hat man ihn im Mittelalter genannt, da er in
der Todesstunde Christi über die Ufer getreten sein soll, und auch heute
noch ist „sagenumwoben" das meistgebrauchte Adjektiv, wenn vom Mummelsee
die Rede ist. Aber auch das Wortspiel „Mummelsee-Rummelsee"
ist immer öfters zu hören, vor allem seit anfangs der dreißiger Jahre unseres
Jahrhunderts die Schwarzwaldhochstraße gebaut wurde und sich ein ständig
wachsender Strom von Touristen jedes Wochenende über den See und
das dazugehörende Hotel ergießt.
Der Mummelsee ist der größte, tiefste und höchstgelegene der noch bestehenden
Karseen des Schwarzwaldes. Er liegt in 1030 Metern Höhe direkt
unterhalb der Hornisgrinde und mißt 240 Meter in der Länge und 193 Meter
in der Breite, während seine größte Tiefe 17 Meter beträgt, auch wenn
alte Überlieferungen behaupten, daß der See unergründlich tief sei. Entstanden
ist der Mummelsee wie alle Karseen durch Vergletscherung vor ungefähr
10 000 Jahren während der letzten Eiszeit; seinen Ausfluß nimmt er
in das Seebächle, einen Quellbach der Acher.
Nach diesen trockenen Zahlenangaben soll nun ein Dichter zu Wort kommen
, und zwar Heinrich Leuthold (1827-1879) mit seinem Gedicht
Der Waldsee
Wie bist du schön, du tiefer, blauer See!
Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
Und nur der Wasserlilie reiner Schnee
Wagt schüchtern aus der stillen Flut zu tauchen.
Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur.
Kein Nachen wird auf deinem Spiegel gleiten.
Wie Chorgesang der feiernden Natur
Rauscht nur der Wald in deinen Einsamkeiten.
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