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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 480
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Jahre 1678 kennen gelernt hatte; manche Forscher halten es sogar für denkbar
, daß Grimmelshausen Loretus auf seiner Wanderung zum Mummelsee
begleitet hat. Wahrscheinlicher jedoch ist, daß Loretus und Grimmelshausen
eine gemeinsame Quelle benutzt haben, und zwar ein heute nicht mehr
identifizierbares Buch aus dem Kloster Allerheiligen, das Loretus am Ende
seines Berichts erwähnt: „Wunderbar ist die Kunde von diesen Seen (Mummelsee
und Wildsee), und die Leute berichten, daß in dem Zisterzienserkloster
Allerheiligen, einige Meilen von da entfernt, ein Buch mit Geschichten
über diesen See aufbewahrt werde"10. Über Grimmelshausens Beziehungen
zu Allerheiligen schreibt Günther Weydt: „Einige Beziehungen Grimmelshausens
zum Kloster sind durch Dokumente bezeugt, andere zu vermuten
... Sein Sohn wird dort zur Erziehung gewesen sein ... Grimmelshausen
kann in der Klosterbibliothek Bücher eingesehen und einige von dort entliehen
haben. Leider ist die Bücherei bei der Säkularisierung im Jahre 1803
aufgelöst worden. Große Bestände kamen nach Karlsruhe und verbrannten
im 2. Weltkrieg. Jetzt gelang es jedoch dem Direktor der Badischen Landesbibliothek
, Gerhard Römer, ein aus dem 18. Jahrhundert stammendes
Verzeichnis wiederzufinden, so daß sich die alten Bestände im Geist rekonstruieren
lassen. Untersuchungen sind im Gang"11.

Was aber berichtet nun Loretus in seiner Relatio? Um es vorweg zu nehmen
, findet man in seinem Bericht eine merkwürdige Mischung von eigenen
wissenschaftlichen Beobachtungen, von auf Aberglauben beruhenden
Erzählungen Dritter, die aber Loretus mit dem Satz „Möge jeder seinen
Glauben behalten, möge dem Glauben die Freiheit bleiben"12 relativiert,
und von Darstellungen, die uns Heutigen als purer Unsinn erscheinen. So
schreibt Loretus z. B., der See bringe keine Fische hervor und werfe eingesetzte
Fische wieder aus. Dies mag noch angehen, doch dann fügt er hinzu:
„Es gab aber unzählige spannenlange Lebewesen, ganz ähnlich Salamandern
oder Eidechsen, sie hatten einen länglichen Schwanz, vier Füße, die
Farbe des Rückens war tiefschwarz, am Rückgrat leuchteten winzige gelbe
Sternchen und Punkte. Die Farbe an den Seiten spielte von Schwarz in Blau
über mit leuchtend blauen Sternchen. Den Bauch färbte Gelb gemischt mit
Rötlich. Eines der Tierchen nahm ich auf die Hand, die ich mit einem
Handschuh geschützt hatte, es erinnerte mich durch die Ähnlichkeit der
Glieder an einen weiblichen Körper, es hatte Brüste und weibliche Geschlechtsteile
. Daraus sonderte es eine Art weißen Schleim in den Handschuh
ab"'3. Diese Fabeltiere findet man übrigens dann wieder auf der bekannten
Illustration zum Mummelsee in der 2. Auflage des „Mundus Sub-
terraneus" von Athanasius Kircher14. Auch die alte Volkssage, nach der der
See „manch schauerliche Unwetter errege, wenn man einen Stein hineinwerfe
"15, bestätigt Loretus durch ein eigenes Experiment. Dagegen widerlegt
er die Behauptung, das Wasser des Sees sei gesundheitsschädlich, in-

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