Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 487
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0487
Doch als sie bei der Morgenhelle
Nun eben trat auf ihre Schwelle,
Da sah sie hin und staunte hoch:
Es hing an ihrer Schürze noch
Ein Halm des Stroh's, der wunderbar
In lauter Gold verwandelt war.
Nun dacht' an ihr verscherztes Glück
Die Arme jeden Tag zurück,
Und grämte sich, bis über's Jahr
Derselbe Tag ihr letzter war.

A. Stöber

Wieder eine andere Sage erzählt von einem Wilddieb, der den Förster im
Streit erschießt und den Leichnam in den Mummelsee wirft. So wie aber
der See bereits Wellen schlägt und ein Unwetter heraufzieht, wenn man nur
einen Stein in den See wirft, beginnt er alsbald zu kochen und zu brodeln,
gleichzeitig verfinstert sich der Himmel, Donner rollen, und Blitze zucken
durch das Dunkel. Da versucht der Wilderer in seiner Todesangst zu fliehen
, verliert jedoch das Gleichgewicht und stürzt in den See. Am nächsten
Morgen aber spült der See zwei Leichen ans Ufer, die des Försters und die
des Wilddiebs30. Auch diese Sage hat August Schnezler in Reime gebracht,
und zwar in dem Gedicht „Mummelsees Rache", in dem der Wilderer den
Namen „der rote Diener" trägt31. Dem Wassermännlein, das bei Grimmelshausen
so große Mühe hatte, seinen braunen Stier wieder in den See
zurückzutreiben, begegnen wir wieder in einer Sage mit dem Titel „Rettung
in Kriegsnot"32. Hier bittet das Männchen eine junge Hirtin, auf seine Kühe
mit acht zu geben. Zum Dank gibt er ihr folgenden Rat: „Es sind schlimme
Zeiten, und bald werden fremde Kriegsleute in diese friedlichen Täler eindringen
. Kommst du in Gefahr, so nimm einige Steine von dem Hünengrab
dort und wirf sie in ungerader Zahl in den See. Ich werde dir alsbald Hilfe
schicken". So kommt es dann auch. Die bedrängte Hirtin wirft drei Steine
in den See, worauf ein furchtbares Unwetter heraufzieht, das die Soldaten
in die Flucht treibt.

Den Abschluß dieses Überblicks über die verschiedenen Mummelseesagen
möge eine kurze moralische Geschichte bilden, die bereits in Grimmelshausens
Simplicissimus erwähnt wird. Es heißt dort im 10. Kapitel des 5.
Buches: „Noch ein anderer behauptete bei großer Wahrheit, es sei ein
Schütze auf der Spur des Wildes bei dem See vorübergegangen, der hätte
auf demselben ein Wassermännlein sitzen sehen, das einen ganzen Schoß
voll gemünzter Goldsorten gehabt und gleichsam damit gespielt hätte; und
als er nach demselbigen Feur geben wollen, hätte sich das Männlein geduckt
und diese Stimme hören lassen: „Wenn du mich gebeten, deiner Ar-

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