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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 489
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Wenn man nun Grimmelshausens Erzählungen über die Wunder des Mummelsees
im 10. Kapitel des 5. Buchs liest, fallen sofort die zahlreichen inhaltlichen
Übereinstimmungen mit Loretus' Reisebericht auf. Und wenn
Simplicissimus immer wieder betont, seine Angaben gingen auf „seltsame
Historien, Mährlein, Relationen etlicher Bauersleut" zurück, so beweist
dies, daß Grimmelshausen Quellen benutzt hat, wobei offen bleiben muß,
ob es sich dabei um mündliche Erzählungen, um das bereits erwähnte Buch
aus Allerheiligen oder vielleicht doch um Loretus' Relatio handelt. Dies
gilt aber nur für das 10. Kapitel, nicht aber für die Kapitel 11 bis 15, die
Simplicii Reise zum Erdmittelpunkt schildern, und die hauptsächlich auf
Praetorius und auf paracelsisches Schrifttum zurückgehen, insbesondere
auf Paracelsius' Schrift: Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et salamand-
ris et de caeteris spiritibus.

In den Kapiteln 4 bis 9 des 5. Buchs wird erzählt, wie Simplicissimus und
Herzbruder im Krieg verwundet werden - Herzbruder büßt seine Testikulos
ein, während Simplicissimus einen Schuß in den Schenkel bekommt. Auf
Anraten ihres Wiener Arztes kurieren sie ihre Verwundungen im Griesbacher
Sauerbrunnen aus. Während Herzbruder aber seinen Verwundungen
erliegt, wird Simplicissimus wieder vollständig gesund; er heiratet eine
Bauernmagd, trifft neben der Courage auch seinen alten Knan wieder und
erfährt von ihm seine wahre Herkunft.

Nachdem er kurze Zeit später wieder Witwer geworden ist, trifft Simplicissimus
im 10. Kapitel im Sauerbrunnen eine Gesellschaft mittleren Standes,
die von dem Mummelsee discurirten. Er hört ihren Erzählungen mit großer
Lust zu, hält aber ihre Relationen für „eitel Fabuln" und für „also lügenhaft
als etliche Schwänk des Plinii" und nennt sie „Mährlein, damit man die
Kinder aufhält".

(Eine Zusammenfassung dieser Wundererzählungen findet man in den
„Deutschen Sagen" der Brüder Grimm unter der Nummer 59. Mummelsee.)

Mummelsee

Im Schwarzwald, nicht weit von Baden, liegt ein See, auf einem hohen
Berg, aber unergründlich. Wenn man ungerad, Erbsen, Steinlein oder was
anders, in ein Tuch bindet und hineinhängt, so verändert es sich in gerad,
und also, wenn man gerad hineinhängt, in ungerad. So man eine oder mehr
Steine hinunterwirft, trübt sich der heiterste Himmel, und ein Ungewitter
entsteht, mit Schloßen und Sturmwinden. Die Wassermännlein tragen auch
alle hineingeworfenen Steine sorgfältig wieder heraus ans Ufer.

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