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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 490
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Da einst etliche Hirten ihr Vieh bei dem See gehütet, so ist ein brauner Stier
daraus gestiegen, sich zu den übrigen Rindern gesellend, alsbald aber ein
Männlein nachgekommen, denselben zurücktreiben, auch da er nicht gehorchen
wollen, hat es ihn verwünscht, bis er mitgegangen.

Ein Bauer ist zur Winterzeit über den hartgefrorenen See mit seinen Ochsen
und einigen Baumstämmen ohne Schaden gefahren, sein nachlaufendes
Hündlein aber ertrunken, nachdem das Eis unter ihm gebrochen.

Ein Schütz hat im Vorübergehen ein Waldmännlein darauf sitzen sehen, den
Schoß voll Geld und damit spielend; als er darauf Feuer geben wollen, so
hat es sich niedergetaucht und bald gerufen; wenn er es gebeten, so hätte es
ihn leicht reich gemacht, so aber er und seine Nachkommen in Armut verbleiben
müßten.

Eines Males ist ein Männlein auf späten Abend zu einem Bauern auf dessen
Hof gekommen, mit der Bitte um Nachtherberg. Der Bauer, in Ermangelung
von Betten, bot ihm die Stubenbank oder den Heuschober an, allein es
bat sich aus, in den Hanfräpen zu schlafen. „Meinethalben", hat der Bauer
geantwortet, „wenn dir damit gedienet ist, magst du wohl gar im Weiher
oder am Brunnentrog schlafen." Auf diese Verwilligung hat es sich gleich
zwischen die Binsen und das Wasser eingegraben, als ob es Heu wäre, sich
darin zu wärmen. Frühmorgens ist es herausgekommen, ganz mit trockenen
Kleidern, und als der Bauer sein Erstaunen über den wundersamen Gast bezeiget
, hat es erwidert: ja, es könne wohl sein, daß seinesgleichen nicht in
etlich hundert Jahren hier übernachtet. Von solchen Reden ist es mit dem
Bauer so weit ins Gespräch kommen, daß es solchem vertraut, es sei ein
Wassermännlein, welches sein Gemahl verloren und in dem Mummelsee
suchen wolle, mit der Bitte, im den Weg zu zeigen. Unterwegs erzählte es
noch viel wunderliche Sachen, wie es schon in viel Seen sein Weib gesucht
und nicht gefunden, wie es auch in solchen Seen beschaffen sei. Als sie
zum Mummelsee gekommen, hat es sich untergelassen, doch zuvor den
Bauer zu verweilen gebeten, so lange bis zu einer Wiederkunft, oder bis es
ihm ein Wahrzeichen senden werde. Wie er nun ungefähr ein paar Stunden
bei dem See aufgewartet, so ist der Stecken, den das Männlein gehabt, samt
ein paar Handvoll Bluts mitten im See durch das Wasser heraufgekommen
und etliche Schuh hoch in die Luft gesprungen, dabei der Bauer wohl abnehmen
können, daß solches das verheißene Wahrzeichen gewesen.

Ein Herzog zu Württemberg ließ ein Floß bauen und damit auf den See fahren
, dessen Tiefe zu ergründen. Als aber die Messer schon neun Zwirnnetz
hintergelassen und immer noch keinen Boden gefunden hatten, so fing das
Floß gegen die Natur des Holzes zu sinken an, also daß sie von ihrem Vor-

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