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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 492
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ben, um so die Erde zu befeuchten und damit nicht nur das Leben auf der
Erde zu ermöglichen, sondern auch die Erde selbst vor dem Feuertod zu bewahren
. Damit erfüllen die Wassermänner einen göttlichen Auftrag, weshalb
der Prinz unserem Helden auch die Stellung der Wassermänner innerhalb
der göttlichen Schöpfungsordnung erklärt. Seinem Glauben nach stehen
die heiligen Engel Gott am nächsten, es sind unsterbliche Geister, die
„zu dem Ende erschaffen sind, daß sie in ewiger Freude Gott loben, rühmen
, ehren und preisen". Allerdings haben sich einige von ihnen aus Hoffart
überhoben und sind von Gott abgefallen, weswegen Gott die Menschen
erschaffen hat, damit sie sich so lange vermehren, bis sie die Zahl der gefallenen
Engel ersetzen. Die Menschen sind deshalb mit sterblichen Leibern
geschaffen, doch sind sie mit Vernunft begabt und besitzen eine unsterbliche
Seele. Damit bilden sie, nach Ansicht des Prinzen, „das Mittel zwischen
den heiligen Engeln und den unvernünftigen Tieren", während die
Wassermänner „das Mittel zwischen den Menschen und allen anderen lebendigen
Creaturen der Welt" darstellen. Denn wie die Menschen besitzen
sie eine vernünftige Seele, doch ist diese, um Gegensatz zur menschlichen
Seele, nicht unsterblich. Dafür sind die Wassermänner aber auch keiner
Sünde fähig und haben weder den göttlichen Zorn, noch Krankheit und
Schmerz zu fürchten. Außerdem genießen sie die allergrößte Freiheit, weil
sie weder getötet, noch zu etwas Unbeliebigem genötigt werden können;
dazu kommt, daß sie die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde „ohn
einige Müh und Müdigkeit durchgehen können".

Dennoch stehen die Wassermänner in der göttlichen Hierarchie unter den
Menschen, weil es ihnen an wirklicher Individualität mangelt, weil ihr Verhalten
instinktgesteuert und ihr Gemeinwesen naturgesetzlich reguliert ist.
Damit sind sie auch nicht wie die Menschen in der Lage, „das Angesicht
Gottes unaufhörlich anzuschauen" und nach der „seligen Ewigkeit bzw.
ewigen Seligkeit" zu streben.

Umso mehr wundert sich der Mummelsee-Prinz, daß die Menschen dieses
Privileg nicht besser nutzen; stattdessen geben sie sich den zeitlichen
und irdischen Wollüsten hin und stürzen sich damit in die ewige Verdammnis
.

Unterdessen nähern sich der Prinz und Simplicissimus dem Sitz des Königs
, und nun ist es an Simplicissimus, sich zu wundern, und zwar über dessen
Hofhaltung, die weder „Gepräng noch Canzler, weder geheime Räte
noch Trabanten und Leibguardi" kennt, nicht einmal einen Schalksnarren,
von Favoriten und Tellerleckern ganz zu schweigen. Dafür sieht er ringsum
Fürsten aller Seen, die sich in der ganzen Welt befinden, einträchtig in ihrer
jeweiligen Landestracht herumschweben.

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