Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 544
(PDF, 105 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0544
Für die eine Hauptfragestellung „Leben
und Arbeiten auf einem Waldbauernhof'
konnte die ehemalige Bäuerin des Bühlhofes
befragt werden (F. Sattler, Zur Erforschung
der Bühlhöfe, S. 3-7), nicht ohne
offen zugegebene Schwierigkeiten „in
puncto Gesprächsführung", so daß das Ergebnis
„g'schafft un dann g'lebt" doch allzu
mager erscheint, vor allem vor dem Hintergrund
der hoch angesetzten Einleitung
(„Lebensformen", „Mentalitäten"). Ertragreicher
ist die Hofgeschichte der Bühlhöfe
(A. Schnell, S. 10-19), die bis in das 15.
Jahrhundert zurückreicht und nicht nur verschiedene
Besitzerfamilien (bis zur Hofaufgabe
), sondern auch Besitzformen (Gemeinschaftsbesitz
, Hofteilung) zeigt. Der
Beitrag von C. Kienast „Die Nutzung des
Waldes durch Waldgewerbe" (S. 21-27)
bietet eine präzise Beschreibung von
Köhlerei und Harzerei, in der auch die eingangs
geforderten, gleichwohl bekannten
„sozialen Zusammenhänge" nicht zu kurz
kommen, wohl aber die Bezüge zum oberen
Kinzigtal. die für die Köhlerei ganz
fehlen und für die Harzerei weit hinter den
Belegen zurückbleiben, die H. Fautz über
die „Harzer im Kinzigtal" (in: Die Ottenau
44, 1964, S. 188-194) zusammengetragen
hat.

Man schätzt diesen, 1979 verstorbenen
Heimatforscher „alten Schlages" aufs neue,
wenn man von B. Wortmann die Ausführungen
„Zur Autobiographie von Adolf
Christoph Trautwein, Floßherr und Bürgermeister
in Schiltach" (S. 29-33) liest, die
H. Fautz gleichfalls bereits vor längerem
vorgestellt hat (in: Die Ottenau 43, 1963,
S. 103-116). Denn die „Binsenwahrheit",
daß „der Betrieb der Flößerei eng verbunden
(war) mit den Wasser- und Witterungsbedingungen
" (S. 29) ist, anders als auch in
der Einleitung (S. III) ausgedrückt, den
meisten bis heute gegenwärtig. Daraus eine
eigene Abhandlung mit dem Untertitel
„Der Einfluß von natürlichen Bedingungen
auf das Leben der Flößer und ihrer Familien
" zu machen, mit Belegen aus der
Trautwein'schen Autobiographie, führt

nicht nur nicht über die (nicht zitierte) Arbeit
von H. Fautz hinaus, sie unterschlägt
auch die für die Flößerei noch wichtigeren
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen
, die bei Trautwein deutlich
angesprochen sind (Kapitalmarkt, Revolutionen
, Kriege, Industrialisierung). Der
Bach, auf dem er das Flößen lernte, heißt
übrigens „Steina" (nicht: „Steinach"), und
man sollte es dem Chronikschreiber einfach
abnehmen, daß er die Feder in die
Hand nahm, achtundsiebzigjährig, auf
Wunsch seiner Familie, um seine „Erfahrungen
und Erlebnisse" niederzuschreiben,
nämlich die als Flößer, Schiffer und Bürgermeister
, und es ihm dabei nicht um Familiäres
und Häusliches ging, was die Autorin
nur dann so lebhaft bedauern kann (S.
33), wenn sie diese Absicht ignoriert.
Wofür die Trautwein'sehe „Chronik" eine
hervorragende Quelle ist, nämlich für die
Herausarbeitung der geforderten „Lebensform
" und „Mentalität" eines Floßherrn, ist
damit nach wie vor nichts geleistet.
Überzeugender sind die beiden letzten
Beiträge, „Unfälle bei der Flößerei" von
W. Faßnacht (S. 42^7), der die Benützung
von Sperrstümmel und Gamper („Gamber
"?) informativ als die beiden Hauptgefahrenquellen
darstellt, und von B. Schneider
„Der Versuch, das Leben der Flößer
näher zu betrachten" (S. 35^1). Letzterer
ist, vor allem was den versprochenen sozialgeschichtlichen
Ansatz betrifft, durchaus
gelungen, auch wenn Fragen offen
bleiben. Die aus den Kirchenbüchern eruierte
Gesamtzahl von 178 Flößern und
Schiffern zwischen 1650 und 1896 in
Schiltach sowie ihre quantitative Verteilung
auf einzelne Jahrzehnte stellt ein neues
Ergebnis dar, wobei die aus den Kirchenbüchern
nicht präzise zu unterscheidenden
„Schiffer" und „Flößer" (S. 36 )
mit Hilfe der Listen der Floßberechtigten
(die H. Fautz z.T. publiziert hat) hätten
verglichen und damit getrennt aufgeführt
werden können. Auch die Frage der „Nebenberufe
der Flößer" (S. 37f.) läßt sich
anders beantworten, nämlich, daß sie zu-

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