Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 550
(PDF, 105 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0550
sehen Bereich der Ottenau St. Wendelin als
einer der volkstümlichsten Heiligen verehrt
. Ihm, der den kranken Haustieren helfen
soll, sind viele Altäre geweiht, und in
zahlreichen Kirchen steht er neben dem
heiligen Sebastian, der. wie auch Wendelin
, während der Pest angefleht wurde. Als
besonderer Mittelpunkt dieser Frömmigkeit
gilt heute noch die St.-Wendelinus-Kapelle
in Bottenau bei Oberkirch. Heinz G.
Huber hat ihre Geschichte aufgearbeitet
und ihre Wirkung bis auf unsere Tage verfolgt
. Schriftlich läßt sich als frühestes Datum
eines Wendelinuskultus an dieser Stelle
das Jahr 1591 nachweisen, die Ursprünge
verlieren sich im Uferlosen der Legende
. Um diese Zeit dürfte es wohl eine auf
Eigenkirchenrecht gegründete Kapelle gewesen
sein, rund hundert Jahre später bestimmte
das Bauerngericht Bottenau über
den frommen Ort, als man für die immer
zahlreicher werdenden Wallfahrer einen
Neubau errichtete. Längst zogen nicht
mehr nur die Renchtäler betend und singend
nach Bottenau, sondern auch viele
Gläubige, die damals weit entfernt in der
Rheinebene wohnten.

Huber stellt die Geschichte einer Volksfrömmigkeit
dar, die sich trotzig und
erfolgreich gegen Bedrängnisse von außen,
z. B. durch die Josephinischen Reformen,
wie innerkirchliche Auflösungserscheinungen
, z. B. durch den aufgeklärten Amtsklerus
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
, zur Wehr setzte. Dabei vergißt der
Autor nicht, über die weltliche Seite dieser
Wallfahrten mit ihren fröhlichen Festtagserlebnissen
aus den Quellen zu erzählen.
Besonders breit werden die „modernen"
Wallfahrten nach St. Wendel beschrieben,
denn die Vorliebe für den Heiligen ist in
den letzten Jahren keineswegs geschwunden
. Gerade der Dank für seinen Schutz
während der Kriegswirren brachte ihm
noch größere Verehrung, die z. B. in einer
neugeschaffenen Reiterprozession einen
besonderen Ausdruck fand.
Huber blickt auch über die Grenzen hinaus
und beschreibt in dem Einleitungskapitel

Geschichte und Legende des Heiligen sowie
die wichtigsten Kirchen, die ihm gewidmet
sind.

Das mit vielen Abbildungen ausgestattete
Bändchen wird auch den Wanderfreunden,
die jährlich die weithin sichtbare Kapelle
besuchen, wertvolle Informationen liefern.

Karl Maier

Von der Kunst, Geschichten zu erzählen
. Über Kurt Kleins „Unbekannter
Schwarzwald".

Die Kunst, Geschichten zu erzählen, ist rar
geworden in unserer Zeit des „visuellen
Dauergeplätschers'*. Kurt Klein beherrscht
diese Kunst noch. Er hat zeitlebens erzählt:
als junger Dorflehrer den Schulkindern, als
Vortragender seinen Zuhörern und einer
großen Lesergemeinde in seinen Büchern.
Seine Geschichten findet er buchstäblich
„am Wege", wenn er seine Heimatlandschaft
erwandert. Noch mehr als die Naturschönheiten
des Schwarzwalds interessieren
und beschäftigen ihn die Menschen, zu
denen der Schulamtsdirektor im Ruhestand
in seiner volksnahen Art leicht Zugang findet
. Er weiß sie zu schätzen, die vielen unbekannten
Erzähler, die ihn - nicht selten
im Vorübergehn - mit ihren einfachen, ungekünstelten
Berichten wieder ein wenig
mehr hinter die Dinge schauen lassen.
Klein hat sich mit seiner Sprache nicht weit
von ihnen entfernt. Auch dies mag den Erfolg
seiner Bücher mit ausmachen.
Nach dem „verborgenen" und „geheimnisvollen
" hat er sich in seinem jüngsten
Werk dem „unbekannten" Schwarzwald
zugewandt. Hier hat der Schriftsteller aus
dem Kinzigtal erneut seiner Heimat (Kurt
Klein stammt aus Villingen) interessante,
humorige und mitunter skurrile Seiten abgewonnen
. Der Bogen reicht von der ungewöhnlichen
Landschaftsbeschreibung über
Originale und Originelles bis hin zu bekannten
oder weniger bekannten Persönlichkeiten
, deren Biographie Klein auf seine
ganz eigene, trefflich-unnachahmliche
Art zu ergänzen weiß. Und wie es bei ei-

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